Suse kocht und Tobi
bloggt darüber (in Zukunft aber vielleicht auch mal umgekehrt...)
Seit
Suse und ich tatsächlich so etwas wie ein Familienleben
haben, haben wir immer mal wieder untereinander diskutiert, ob (und
wenn ja, wie) wir nicht auch in unseren Blogs stärker unseren
Alltag thematisieren sollten. Also quasi Einblicke geben in
das Leben punk-affiner junger Dunkelkatholiken, oder so. Was das
„Wie“ angeht, hatten (und haben) wir da ein klares
Vorbild: Die US-amerikanische Bloggerin Simcha Fisher schreibt seit
Menschengedenken (fast) jeden Freitag darüber, was sie ihrer großen
Familie (zehn Kinder! Die beiden ältesten sind allerdings
mittlerweile auf dem College) die ganze Woche über zum Abendessengekocht hat. Das lesen wir regelmäßig und finden es gar großartig.
Nun haben wir zwar längst keine so große Familie, und obendrein
kann das jüngste Familienmitglied noch überhaupt keine feste
Nahrung zu sich nehmen, aber trotzdem haben wir uns gedacht: So
was in der Art könnten wir auch machen. Und wenn wir vielleicht
auch weder an die kulinarische Kreativität noch an die amüsante
Erzählweise einer Simcha Fisher heranreichen, eignet sich das Thema
immerhin dazu, ganz nebenbei ein bisschen Werbung für das Konzept
Foodsaving/Foodsharing zu machen. Suse hat nämlich seit
Kurzem ihren eigenen offiziellen Foodsaver-Ausweis – und sie
wird ihn benutzen!
Dass
der erste Tag, über den es etwas Interessantes zu berichten gab, ein
Donnerstag war, bedingt es, dass unsere (zukünftig hoffentlich)
wöchentliche Foodblog-Kolumne nun also mittwochs erscheint.
Passt ja auch ganz gut, wegen Mittwochsklub und so.
Donnerstag:
Steakpfanne à la Foodsaving
Gegen
Mittag brach Suse zu einem Foodsaving-Einsatz in einem
Biomarkt auf, derweil ich zu Hause blieb, das Baby bespaßte und, so
gut das nebenbei ging, an meinem vorläufig noch hochgeheimen
Buchprojekt arbeitete. Suse hatte im Vorfeld die Vermutung geäußert,
ein Foodsaving-Einsatz zwischen Weihnachten und Neujahr könne
sich so richtig lohnen – und diese Einschätzung erwies sich
als richtig. Es war ein so prachtvoller Beutezug, dass wir, wie im
Folgenden detailliert zu schildern sein wird, praktisch die ganze
Woche davon essen konnten (wenn auch nicht ausschließlich
davon). – An dieser Stelle
eine wichtige Klarstellung: Der primäre Sinn von
Foodsaving/Foodsharing ist nicht, kein Geld mehr für
den eigenen Lebensmittelbedarf ausgeben zu müssen. Es soll
eine gemeinnützige Arbeit im besten Sinne sein. Gleichzeitig
ist es aber auch überhaupt nicht ehrenrührig, wenn der Foodsaver
selbst auch etwas davon hat. Das ist dann quasi die Entlohnung
für sein Engagement.
Dem
reichen Beutezug entsprechend fiel das Abendessen recht lukullisch
aus. Minutensteaks und Schinkenschnitzel, zusammen mit in Scheiben
geschnittenen Möhren in der Pfanne gebraten; kurz vor Schluss kam
noch Blumenkohl mit in die Pfanne, und zu guter Letzt eine dunkle
Bratensoße. Dazu gab's Kartoffelknödel aus dem Kochbeutel;
abgesehen vom Soßenbinder waren die der einzige Bestandteil dieser
Mahlzeit, der nicht von der Lebensmittelrettungsaktion
stammte. Sehr lecker war's – und um mindestens zwei Portionen zu
viel. Wenig kochen kann meine Liebste nicht.
Freitag: Ofenkäse mit
Brokkoli und Zucchini, Brot und Schinken
Da
zu der Beute aus dem Foodsaving-Einsatz beim Biomarkt auch
mehrere Liter Milch gehörten, die kurz vor dem Verfallsdatum standen
und verbraucht werden wollten, hatte Suse am Donnerstag zusätzlich
zum Abendessen noch Eierkuchen und Milchreis zubereitet; der
Milchreis wanderte erst mal ins Kühlfach, die Eierkuchen gab's zum
Frühstück. Hier stammte nur
die Milch von der Lebensmittelrettung; davon abgesehen gingen die
letzten Eier aus unserem Kühlschrank für dieses Frühstück drauf.
Mehl, Zucker und Butter hat man ja normalerweise sowieso immer da.
Der
Schoko-Knusperzucker war ein (vorweihnachtliches) Geschenk.
Am
Nachmittag wurde außerdem Joghurt, der ebenfalls bei der
Lebensmittelrettung erbeutet worden war, vernichtet, zusammen mit
Clementinen, von denen wir zwar einige selbst gekauft hatten, aber
schon vor so geraumer Zeit, dass sie langsam mal dringend verbraucht
werden mussten und somit irgendwie auch unter Foodsharing-Kriterien
fielen. Dazu, abermals, Schoko-Knusperzucker.
Beim
Abendessen stammten dann alle Zutaten vom Foodsaving,
und die Zubereitung war denkbar simpel: Käse und Zucchini im
Ofen gebacken, Brokkoli im Topf gedünstet, Brot (nur ein bisschen -- den Großteil des erbeuteten Brotes hatten wir weiterverteilt) und Kochschinken
(ja, es war Freitag, aber immer noch Weihnachtsoktav!
Unser Leben sei ein Fest!) kalt dazu. Theoretisch hätten wir
anschließend auch noch die Reste vom Vortag vernichten wollen, aber
nach dieser gemischten „Vorspeisen“-Platte waren wir mehr als
satt...
Samstag: Resteessen
Am
Nachmittag gab's Verwandtenbesuch zwecks Baby-Angucken, und dabei
kamen reichlich Kekse, Schokolade und Lebkuchen (bei Aldi nach
den säkularen Weihnachtsfeiertagen zum halben Preis gekauft) auf den
Tisch, mit dem Ergebnis, dass sich unser Hunger am Abend in Grenzen
hielt. Aber immerhin schafften wir es diesmal, die Reste vom
Donnerstag zu verbrauchen.
Sonntag: Rotes Curry
mit Bulgur, Gemüsekuchen, Cevapcici mit grünen Bohnen
Zum
Fest der Heiligen Familie gab's ein Menü aus mehreren Gängen, von
denen die ersten beiden vom Foodsaving stammten und der letzte
aus dem eigenen Gefrierfach. Ohne die Cevapcici wäre das Ganze
vegetarisch gewesen (das Curry sogar vegan), aber das kann man
ja nicht machen an einem Sonn- und Feiertag...
Da
das Baby gegen zehn Uhr abends friedlich einschlief, nutzten wir die
Gelegenheit, ebenfalls zu einer einigermaßen zivilisierten Zeit ins
Bett zu gehen. Das Mitternachts-Feuerwerk war jedoch so freundlich,
uns wieder zu wecken. Toll, wie engagiert selbst in einer
atheistischen Metropole wie Berlin alljährlich in das Hochfest der
Gottesmutter 'reingefeiert wird...
Hochfest
der Gottesmutter, wie gesagt! Heilige Messe war in unserer Kirche
erst am Abend, vielleicht aus Rücksicht auf die, die den
Jahreswechsel etwas zu ausgiebig gefeiert hatten. Die Hauptmahlzeit
des Tages gab es bei uns dennoch erst danach: Tortellini aus
dem Gefrierfach, dazu eine selbst kredenzte Soße, in der neben Mais
und schwarzen Oliven auch Foodsaving-Tomaten verarbeitet
wurden.
Dienstag: Belegte
Baguettes vom Foodsaving
Den
Tag (bzw. Abend) hatten wir eigentlich ganz anders geplant. Es stand
nämlich ein erneuter Lebensmittelrettungs-Termin an, diesmal in
einer Bäckerei; und diesmal wollten wir nur einen geringen Teil der
zu erwartenden Ausbeute für uns selbst behalten, zumal wir tags
darauf zu verreisen planten. Aus diesem Grund hatten wir uns mit
einem befreundeten Priester verabredet, der den Großteil der
Backwaren für die in seiner Pfarrei betriebene Suppenküche
mitnehmen wollte; bei der Gelegenheit hätten wir dann auch mit ihm
zusammen zu Abend essen wollen. Suse hatte geplant, Hähnchenkeulen
(vom Foodsaving im Biomarkt) mit Polenta und italienischer
Gemüsepfanne aufzutischen. Dann sagte unser Priester-Freund uns
jedoch ab, weil er krank war; die Hähnchenkeulen hätten wir zwar
theoretisch auch ohne ihn essen können, aber die bereits ein paar
Tage zuvor vorbereitete Polenta (die nur noch portionsweise in der
Pfanne hätte angebraten werden sollen) war angeschimmelt. Davon
abgesehen konnte Suse ihrerseits den Lebensmittelrettungs-Termin in
der Bäckerei nicht absagen, womit sich nun die Frage stellte:
Wohin mit den ganzen Broten und Brötchen?
Für
diese Frage fand sich allerdings relativ leicht eine Lösung: Die
Suppenküche des Franziskanerklosters Pankow arbeitet offenbar schon
länger mit Foodsharing zusammen, und auf dem Hof der
Niederlassung gibt es eine Kiste (mit Zahlenschloss!), in der man
rund um die Uhr Lebensmittelspenden deponieren kann. Also teilten wir
uns die Arbeit: Suse holte die Backwaren in der Bäckerei ab, und ich
brachte den Großteil davon (vier handelsüblich große Einkaufstüten
voll mit Brotlaiben und Brötchen) zum Franziskanerkloster. Für uns
selbst behielten wir nur einige belegte Baguettes, von denen wir die
am leichtesten verderblichen (z.B. mit Thunfisch und Ei) zum
Abendbrot verputzten, und ein bisschen Süßgebäck für die
Bahnfahrt.
Mittwoch: Mal sehen,
ob wir irgendwo Sushi auftreiben können
So,
und jetzt sind wir – nach einer Reise, auf der so ziemlich alles
schief gegangen ist, was schiefgehen konnte (Details vielleicht ein
andermal, aber vielleicht auch lieber nicht...) – in
Augsburg, wo morgen die MEHR 2018 beginnt. Und haben Hunger, während
zu Hause ein gut gefüllter Gefrierschrank vor sich hin träumt. Das
Hotel, in dem wir einquartiert sind, scheint kein Restaurant im
eigentlichen Sinne des Wortes zu haben, außerdem schläft das Baby
gerade – ein Zustand, den wir nicht aufs Spiel setzen möchten.
Also muss sich wohl einer von uns nach draußen wagen und irgendwo in
der Nähe ein einigermaßen passables Essen zum Mitnehmen besorgen…
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