Sonntag, 18. Dezember 2016

Warten auf ein Wunder

Kinder sind der Schatz der Welt; auch Gott wusste das - und wurde eins



Gott hätte auch aus einem Stein heraus erscheinen können. Oder aus dem Nichts, plötzlich auf der Zinne des Tempels in Jerusalem.

Aber er entschied sich, als Kind zur Welt zu kommen, geboren von Maria.

Gerade das heutige Tagesevangelium zeigt, dass es auch für Maria als Mutter Jesu nicht einfach war. Josef weiß zunächst nicht, dass sie vom Heiligen Geist Gottes Sohn empfangen hat, und muss daher annehmen, dass sie mit einem anderen Mann zusammen war. So kann ihn erst ein Wunder - die Erscheinung eines Engels - davon abbringen, Maria zu verlassen.


Der in Deutschland geltende Paragraph 219 macht klar, dass wir dafür zuständig sind, dieses Wunder geschehen zu lassen, wenn Schwangere in Not sind. Es heißt dort:
"Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Sie hat sich von dem Bemühen leiten zu lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu eröffnen"

Es sollte klar sein, dass jedes Leben wertvoll ist, dass jedes Kind, das abgetrieben wurde, in der Welt fehlt.

Bei dem Gedanken an Jesus wird das schnell deutlich, aber das gilt auch für andere. Was, wenn es Johannes den Täufer nicht gegeben hätte, oder Paulus...? Oder, um mal etwas allgemeiner zu werden: Kolumbus, Paul Christian Lauterbur, Sarah Huges oder eben Ihre/n besten Freund/in?


Gott ist kein Footballtrainer. Er setzt niemanden auf die Reservebank. Jeder Mensch hat seinen Platz im Spiel des Lebens, einen Platz der nur von ihm und von keinem anderen Menschen auf der Welt ausgefüllt werden kann.
Die Frage, ob es jedem Menschen unbedingt gelingt, herauszufinden, was dieser Platz für ihn ist und dieser Berufung zu folgen, ist noch mal eine andere. Aber jeder Mensch sollte die Chance dazu haben.

Daher sollte es in jeder Beratung klar sein, dass einer Schwangeren in Not jede nur irgendwie denkbare Hilfe angeboten wird; von psychologischer Betreuung und der Hilfe einer Hebamme oder Begleitung bei Arztbesuchen und Behördengängen vor (,während) und nach der Geburt über anonyme Geburt, Unterbringung im Frauenhaus, Freigabe zu Adoption bis hin zur Babyklappe. Und: dass auch der Schwangeren klar gemacht werden muss, dass sie hier über das Leben eines anderen Menschen mit entscheidet.

All dies sieht übrigens der entsprechende Paragraph auch vor.
Es ist keineswegs so, dass das deutsche Gesetz ein Recht auf Abtreibung formuliert.
Im Gegenteil; für das bestehende Verbot von Abtreibungen wird im Paragraph 218a eine eng umgrenzte Ausnahme formuliert, wobei Bedingungen genannt werden unter denen ein Schwangerschaftsabbruch straffrei ist.

In einer Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend werden die festgelegten Inhalte der Beratung wiefolgt umschrieben:
"Die Schwangerschaftskonfliktberatung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Sie hat sich von dem Bemühen leiten lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu eröffnen. Sie soll ihr helfen, eine verantwortliche und gewissenhafte Entscheidung zu treffen – im Wissen darum, dass das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft auch ihr gegenüber ein eigenes Recht auf Leben hat."

Und weiter heißt es zu den Inhalten der Beratung:
" Im Einzelnen umfasst die Schwangerschaftskonfliktberatung (§ 5 Absatz 2 SchKG): 
  • das Eintreten in eine Konfliktberatung, wobei erwartet wird, dass die schwangere Frau der sie beratenden Person die Gründe mitteilt, derentwegen sie einen Abbruch der Schwangerschaft erwägt. Die Gesprächs- und Mitwirkungsbereitschaft der schwangeren Frau kann aber nicht erzwungen werden;
  • jede nach Sachlage erforderliche medizinische, soziale und juristische Information, die Darlegung der Rechtsansprüche von Mutter und Kind und der möglichen praktischen Hilfen, insbesondere solcher, die die Fortsetzung der Schwangerschaft und die Lage von Mutter und Kind erleichtern;
  • das Angebot, die schwangere Frau bei der Geltendmachung von Ansprüchen, bei der Wohnungssuche, bei der Suche nach einer Betreuungsmöglichkeit für das Kind und bei der Fortsetzung ihrer Ausbildung zu unterstützen sowie das Angebot einer Nachbetreuung. "

Die nach wie vor hohen Abtreibungszahlen, von denen ein verschwindend geringer Teil auf medizinische oder strafrechtliche Indikation zurückgeht, sprechen eine andere Sprache.

Allzuleicht wird ein Schwangerschaftsabbruch als Möglichkeit zur Behebung eines Missgeschicks verstanden. Allzuschnell wird das Recht auf freie Entfaltung und Lebensplanung der Schwangeren gegen das Recht auf Leben des Kindes ausgespielt.
Eine Schwangerschaft ist aber weder eine Krankheit, noch ein Missgeschick. Sie ist - und zwar durchaus auch aus medizinischer Sicht - ein Wunder.
Klar, eine Verhütungspanne ist ein Missgeschick. Wenn daraus jedoch eine Schwangerschaft entsteht, dann sind auf dem Weg dahin eine Menge weiterer Dinge passiert. Und: jeder Mensch sollte sich dessen bewusst sein, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt. Wer Sex haben will, muss bereit sein, das Risiko einer ungeplanten Schwangerschaft auf sich zu nehmen. Mit allen Folgen.

Es scheint mir dringend notwending, dass es wieder mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein rückt, dass Sex immer etwas mit Verantwortung zu tun hat. Gegenüber sich selbst, dem/der Partner/in, gegenüber eventuellen Kindern. Und dass das Leben an sich nun mal nicht zu den Dingen gehört die man einfach so planen kann - ob mit oder ohne unerwarteter Schwangerschaft.

Wie aber soll das nun zugehen, in Zeiten in denen wir uns das Staunen schon längst abgewöhnt haben? In Zeiten des Individualismus, des Materialismus, des Hedonismus - mit Leistungsdruck auf der einen und Spieltrieb und Selbstverwirklichungsideal auf der anderen Seite?

Tja.
Ich warte einfach mal auf ein Wunder.
So etwas wie Weihnachten zum Beispiel.







Donnerstag, 8. Dezember 2016

Gehen wir mit Maria durch den Advent!

... ein weihnachtlicher Pilgerweg - auch für uns?

Diese Vorstellung, dass, überall, wo Maria langgeht, die Rosen blühen - auch da wo man gar keine erwartet! - weil sie Jesus in sich trägt.

Ich liebe dieses Lied.

Und ich denke, es kann uns etwas darüber erzählen, wie wir nicht nur duch den Advent sondern auch durch unser Leben gehen sollen.
Maria, als die Erste von all jenen, die wissen, dass wir stets des Erbarmens Gottes bedürfen, und die mit uns ist in jedem Kyrie-Ruf. Auch uns will der wiederkehrende Vers "Jesus und Maria" dazu einladen, stets in Einklang mit Gott zu leben.

Eine Betrachtung


"Maria durch ein Dornwald ging"
Auch wir gehen oft durch Dornwälder, haben das Gefühl, die sprichwörtlichen Steine in Unmengen in den Weg gelegt zu bekommen.
Von Maria können wir lernen, stets auf Gott zu schauen, ihm zu vertrauen, wohin er uns auch führt. Sie, die ja gesagt hat, weiß, dass Gott uns nie verlässt. Sie, die unterm Kreuz stand, weiß auch, dass es manchmal schmerzvoll sein kann, sich dem Willen Gottes hinzugeben, dass er jedoch alles zum Guten führt.

Maria sagt ja - auch für uns und als unser Vorbild

"der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen"
Wie oft geht es uns so, dass wir denken 'Es brint ja doch nichts mehr'?
Ob es um einen Freund geht, der sich seit längerem nicht meldet, um einen Bekannten, bei dem mich zu melden ich vergessen habe, um einen alten Streit oder um neue Versäumnisse, um schlechte Gewohnheiten oder um einmalige Ausrutscher.
Maria lehrt uns, dass wir immer zu Gott kommen können.
Mit seinen Worten an die Apostel hat Jesus das Sakrament der Beichte gestiftet, in den Gleichnissen vom verlorenen Sohn, verlorenen Schilling, verlorenen Schaf sagt er uns eindrücklich, dass jeder Sünder der umkehrt dem Himmel eine Freude ist.
Haben wir Geduld mit uns und den Menschen; Jesus wird es nicht müde werden, uns immer wieder vom Fall aufzuhelfen.

Maria vermittelt bei der Hochzeit zu Kana - hier zeigt uns Jesus, dass ihre Fürsprache Dinge möglich machen kann, die er selbst eigentlich nicht geplant hatte.

"Was trug Maria unter ihrem Herzen?"
Was wir im Herzen tragen, woran wir unser Herz hängen, wem wir unser Herz schenken - es gibt eine Menge Redewendungen, die zum Ausdruck bringen, dass wirkliche Bedeutung in unserem Leben nur das erlangen kann, was uns wirklich wichtig genug ist, uns dem voll hinzugeben.
Was wir anfangen wir dann Frucht bringen, wenn wir es mit rechtem Herzen tun.
Deshalb sagen viele Heilige, man solle seine tägliche Arbeit so verrichten, als täte man sie für Christus selbst.
Jesus warnt uns davor, unser Herz an allzu irdisches zu hängen und sagt uns damit zugleich, dass wir uns um die Dinge des Alltags nicht zu viele Sorgen machen sollen.
Leben wir so, dass Christus auch in uns geboren werden und leben kann!

So wie das Herz Mariä für Christus brennt, sollen auch wir uns ihm hingeben.


"Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen"
Wahrhaftig: Jesus ist auf die Erde gekommen, geboren von einer Frau, um der Mann der Schmerzen zu werden und damit all unsere Schmerzen auf sich zu nehmen.
Dies ist die Wahrheit, die uns befreien will; denn wir sollen nicht unter der Last unserer Sünden leben, sondern im Vertrauen auf Christus.

Auch Maria hat - vereint mit Christus - an unserer Last mitgetragen. Ihr Vorbild öffnet auch uns den Weg zu einer Hingabe die mitwirklen kann am Heilswerk Christi; die Gebet sein kann.

"Da haben die Dornen Rosen getragen" 
 Vielleicht haben auch Sie schon erlebt, wie ein eher negatives Ereingnis plötzlich doch zu etwas gutem geführt hat.
Ein sehr einfaches Beispiel wäre, wie ich in der letzten Woche, nachdem ich aus Versehen die falsche Bahn genommen hatte, zwei meiner Lieblingskollegen von meiner alten Arbeitsstelle traf. Und auch so etwas wie die Freude über die gut bestandene Prüfung nach einer harten Studienzeit kann hier als Beispiel gelten.
Mit Gottes Hilfe können auch die großen Brüche unseres Lebens zu Quellen des Heiles werden.
Schließlich hätte ja auch keiner gedacht, dass Gott als das Kind einer (noch) nicht verheirateten Frau auf die Welt kommen würde!
Haben wir Mut, Christus in unseren Herzen zu empfangen, damit er unser Leben zum Blühen bringt.

Die Blüte aus der Wurzel Jesse: Maria, die uns Christus geboren hat.


Dienstag, 15. November 2016

Jakobsweg - Betrachtungen des Pilgers



Hier entlang: finden Sie heraus, was das Pilgern Ihnen bedeutet! (eigenes Foto, August 2016)

Ich bin insgesamt drei mal den Jakobsweg gegangen.

Es gab, nach einer im Fernsehen entdeckten Reportage, die Sehnsucht, Jakobuspilger sein zu wollen.
Und den Gedanken: In meiner momentanen Lebenssituation geht das nicht.

Es gab, nach einer dramatischen Zeit in meinem Leben, so etwas wie einen Befreiungsschlag. Und dann recht schnell den Entschluss: Jetzt ist die Zeit.

Es gab eine unerwartete Fügung, die mich ein Jahr später noch mal denselben Weg gehen ließ - gewissermaßen als Führerin.

Es gab Stürme und Unsicherheiten, viele Neuerungen, Irrwege und Bekehrungen in kurzer Folge, und die Idee: Wenn ich den treffe, der meiner werden soll, dann muss er mit mir den Jakobsweg gehen.
Der gemeinsame Weg, ganz anders als die vorherigen, Pilgern als Ehevorbereitung, neu gesehen durch unser beider Augen, froh auf ein gemeinsam Ziel hin. Das Glück, die Verbundenheit mit dem Camino mit dem Partner teilen, ihn genau so begeistert sehen zu können...


Pilgern ist etwas anderes, ist mehr als Urlaub, mehr als Wandern, als Natur genießen.
Die innere Haltung des Pilgers ist eine andere.

Zeichen am Weg (eigenes Foto, August 2016)

Für mich als katholische Christin ist es ganz klar, dass der Pilgerweg ein Abbild unseres Lebensweges ist. Eine nicht immer ganz übersichtliche und trotz großer Schönheit oft nicht einfache Wegstrecke, die uns am Ende in die Arme Gottes führen soll.

Viele Menschen, die auf den Jakobswegen unterwegs sind, spüren das auch aus der eigenen Erfahrung heraus, merken, dass sie hier auf ganz besondere Weise Lebenserfahrung sammeln und verstehen können. Freundschaften, die hier entstehen, sind schneller intensiver als anderswo, und während die innere Haltung des Gottvertrauens dem modernen Menschen fremd geworden ist, lernt er auf dem Weg ganz selbstverständlich, darauf zu vertrauen, dass sich eventuell auftauchende kleine Probleme schnell und manchmal mit einer überraschenden Leichtigkeit lösen lassen.

"The Camino has it's own mind." heißt es. Diese selbstverständliche Leichtigkeit, mit der man annimt, dass nicht alles so läuft wie geplant aber trotzdem schon irgendwie gut ist, ist etwas, das viele Pilger am Camino besonders schätzen.
"The Camino provides." heißt es. Tatsächlich begegnet einem auf dem Jakobsweg hilfe fast schneller, als man Probleme kriegen kann; sei es ein Pflaster, das dir ein Mitpilger gibt, ein Schluck Wasser, der von einem Einheimischen an einem improvisierten Stand am Wegesrand ausgegeben wird, eine Blasenbehandlung in der Herberge oder ein gemeinsames Essen, das vielleicht genau an dem Abend von einem Mitpilger organisiert wird, an dem man selbst das Einkaufen vergessen hatte.

Das man im Rhythmus des Gehens anders auf sich selbst und seine Umgebung achten lernt ist nichts Neues und kann auch im Wandern erfahren werden.

Aus meiner Sicht spielen für die Mehr-Erfahrung des Pilgerns das Bewusstsein über das Ziel, und damit verknüpft, die Länge des Weges, sowie dass man diesen eben nur in eine Richtung geht eine Rolle.
Man kommt an jeder Stelle des Weges nur ein mal vorbei, man muss immer weiter, man hat etwas größeres im Sinn, als die Erfahrung des Augenblickes, weiß aber, dass dieser Augenblick für das große Ziel unverzichtbar ist und somit seine eigene Wichtigkeit hat.

Auf meinem dritten Jakobsweg wurde die Erfahrung, damit umgehen zu müssen, das manchmal alles ganz anders ist als geplant, sehr wichtig. Ich war gezwungen, einige Etappen mit Bussen oder im Taxi zu überspringen und auch diese Abschnitte wurden Teil meiner Pilgerschaft, weil sie mich etwas über Demut und Vertrauen lehrten. Den Weg trotz allen Schwierigkeiten gemeinsam gemeistert zu haben hat auch meine Beziehung zu meinem Mann vertieft.

Pilgern ist nicht beliebiges Gehen, und auch für die Menschen, für die das konkrete Ziel eben nicht mehr als eine Stadt ist bedeutet es etwas anderes, einen Pilgerweg zu gehen, als zum Beispiel eine Tageswanderung oder einen Rundwanderweg. Der Wallfahrtsort als Ziel eines Pilgerweges hat dadurch auch für nicht Gläubige eine besondere Bedeutung.
Für den Christen wird außerdem besonders deutlich, dass das Gehen Gebet sein soll, so wie eben auch das ganze Leben als Gebet verstanden werden kann, da es auf Gott hin zu denken ist.

Gehend und betend bereite ich mich dabei auf die Ankunft in Santiago vor, die ihren Höhepunkt dann in der festlichen Pilgermesse in der Kathedrale und im Gebet am Grab des Heiligen Jakobus finden wird.
Dabei werden die Ereignisse des Weges selbst Vorausdeutung auf dieses freudige Ziel; sei es das persönliche oder gemeinsame Gebet mit anderen Pilgern oder die Begegnung in Gesprächen auf dem Weg, im gemeinsamen Kochen und Essen, in gegenseitiger Hilfe, in der Atmosphäre einer besonders liebevoll geführten Herberge oder im Staunen über eine schöne Kirche in einem der kleinen und größeren Orte durch die man hindurchkommt.

Ich denke, auch viele nicht christliche Pilger spüren, wie der Weg zu einem Symbol für das ganze Leben werden kann.
Jeder kennt die Erfahrung, auch auf dem Lebensweg mal Begleiter zu haben die nur für eine bestimmte Zeit sehr wichtig werden und dann verschwinden, aber auch die, Menschen zu finden, mit denen man den Weg gemeinsam fortsetzen möchte. Genauso lässt sich auch von Wegstrecken des Lebens sprechen, die mal schwerer und mal leichter sein können, mal schön und mal unangenehm. Die sprichwörtlichen Aussagen "Jemandem Steine in den Weg legen" oder "eine Durststrecke haben" verdeutlichen dies.
Und auch im Leben können wir keine Erfahrung zwei mal machen, können wir nicht zurück.

Deshalb hat der Pilgerweg das Potential, dem Pilger Einsichten über sein Leben zu vermitteln.
Ich habe Menschen erlebt, für die der Weg sehr wichtig wurde. Gläubig oder nicht: die steigende Popularität des Jakobsweges kann Türen öffnen.


Wie aber kann man sicher gehen, dass man wirklich zum Pilger wird und nicht als Tourist über den Jakobsweg stolpert?

Lassen Sie überflüssigen Ballast zu Hause: verzichten Sie auf fast alles, und vor allem verzichten Sie auf Ihre Vorstellungen und Erwartungen. Lesen Sie vorab keine Reise- und Erfahrungsberichte, sondern höchstens Hilfen zur Etappenplanung. Packen Sie nicht mehr ein, als Sie in 1-3 Minuten einsortiert kriegen.
Erwarten Sie nichts: kommen Sie als Bittsteller in die Orte und Herbergen, statt eine Leistung zu kaufen. Nehmen Sie die Einfachheit der Gegebenheiten als Geschenk. Seien Sie neuguerig auf die Motive, Macken und Eigenarten der anderen Pilger, statt sich über abweichende Verhaltensweisen zu ärgern.
Üben Sie Stille ein: Packen Sie schnell und geräuschlos, gehen Sie auch mal längere Abschnitte schweigend, überlegen Sie was es wert ist gesagt zu werden und was nicht.
Meiden Sie Touristen oder ziehen Sie diese auf ihre Seite: Suchen Sie einfache Herbergen auf, laden Sie Mitpilger zum gemeinsamen Kochen ein, bitten Sie Menschen in ihrem Zimmer, nicht zu sprechen, keine Taschenlampen zu benutzen und vor 21 Uhr zu packen statt am Morgen. Eventuell kann es ihnen auch helfen, die stark frequentierten Monate Juli und August zu meiden.
Vertrauen Sie dem Weg: Lösen Sie Probleme, dann haben Sie auch keine. kümmern Sie sich um ihre Füße und überlasten Sie sich nicht. Laufen Sie nicht über Schmerzen und machen Sie vor allem in den ersten 6 Tagen lieber halbe Etappen, damit ihr Körper Zeit hat, sich einzugewöhnen. Trinken Sie genug Wasser (das heißt deutlich mehr als sie zu Hause trinken würden). Planen Sie von vorneherein mindestens 4 Tage Reserve ein. Nehmen Sie Hilfsangebote an, helfen Sie selbst wenn es sich ergibt. Zögern Sie nicht, um Hilfe zu bitten. Lassen Sie sich mal einladen, laden Sie mal ein. Zögern Sie nicht, ihren Plan anzupassen, wenn mal was nicht funktioniert. Verleihen Sie Geld, obwohl Sie nicht wissen können, ob Sie die Person wieder treffen werden. Gehen Sie ohne Reservierungen.
Nutzen Sie kirchliche Angebote: Auch wenn Sie nicht gläubig sind - erweitern Sie ihre Erfahrung um die der christlichen Tischgemeinschaft und gemeinsamer Gebete in christlichen Herbergen. Holen Sie sich den Pilgersegen auch dann ein drittes mal, wenn sie ihn beim ersten und zweiten mal enttäuschend unspektakulär fanden. Auch die Begegnung mit eher fernöstlich ausgerichteter Spiritualität kann sich lohnen; vegane Herbergen und Yoga Angebote gibt es auch.

Heute vegan: Penne mit scharfer Tomaten- Gemüsesauce für alle. Ich hatte vergessen, das Geld einzusammeln, aber in den nächsten Tagen kamen alle Mitpilger die an diesem Abend dabei gewesen waren nach und nach zu mir, um sich noch mal zu bedanken und mir etwas zu geben. (Eigenes Foto, August 2016)



Montag, 24. Oktober 2016

Erste Liebe Rosenkranz

John William Waterhouse: Study of a female figure with rosary, 1890 (Quelle: Wikimedia Commons)
Ein Artikel auf den Cathwalk nutzt des Vergleich mit dem Treffen der Liebenden, um den Rosenkranz näher zu erklären: Es ist nicht etwas, das man zu absolvieren hat, oder schnell hinter sich bringen will...

Die einfachen Gebete, die sich ablösenden Vater Unser, Ave Maria und Ehre Sei Dem Vater die dem Glaubensbekenntnis in gleichmäßiger Reihe folgen, bilden einen Rahmen, innerhalb dessen man sich einswingen kann auf das Leben Jesu. Einen sicheren Pfad von dem aus man sich der Betrachtung der Geheimnisse Gottes widmen kann.

Gleichzeitig können wir Jesus durch die Augen seiner Mutter ansehen, von der es heißt:
"Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach." (Lk 2, 19)

Tatsächlich habe ich genau diese Erfahrung bei meinen ersten Anfängen des Rosenkranzbetens gemacht. Ein Gebet, in dem sich all die Stationen des Weges Jesu einer Betrachtung öffnen und sich mir offenbaren, während die Hand der Mutter mich anleitet, zusammen mit den gläubigen Worten und dem entdeckenden Staunen meine eigenen Sorgen und Nöte Gott vor die Füße zu legen.

Auch mit ist es passiert, dass ich meinen Rosenkranz runtergeleiert oder durchgehetzt habe, atemlos: Wer dieses Gebet zum Sport macht dem wird es schnell sauer werden.

Doch in der Zeit der ersten Liebe, in den Monaten nach meiner Taufe, die ich mit fast 20 Jahren empfangen hatte, habe ich erfahren was dieses Gebet wirklich kann.
Auf dem Boden meines Zimmers sitzend, enthob ich mich damit der Zeit, lernte Jesus und seine Mutter wirklich kennen, sah sie, sprach und litt mit ihnen, oft alle drei Rosenkränze hintereinander in einer Zeit, die den Mittag Nachmittag werden ließ und den Nachmittag den Abend berühren sah in einem Wimpernschlag.

Es geht.
Geduld. Aufmerksamkeit. Sich führen lassen. Loslassen. Die eigenen Gedanken nicht scheuen, sondern sie zusammen mit den Worten an den Perlen entlang Gott darreichen.

Ein Termin der sich lohnt.

Denn Gott liebt jeden mit der Qualität der ersten Leidenschaft. Egal wie kurz oder lang die Taufe her sein mag.
Michelangelo Merisi da Caravaggio, Rosenkranzmadonna, Detail, 1606-1607 (Quelle: Wikimedia Commons)

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Dank der Pilgerin

Auf dem Jakobsweg. Eigenes Foto

Du erhörtest mein Gebet
Hörtest mich
In meiner Not.
Gelöst
Liegt mein Leben vor mir
Wie ein glattes Band
Befreit von Knoten.
Dir sei Lob und Dank!
Du missbilligst nicht,
Dass ich alles verlang.
Du lenkst meinen Weg,
Zu treffen
Ersehntes
Zu rechter Zeit.

 

Carron de Los Condes, August 2016 

Donnerstag, 28. Juli 2016

Auf der Brücke



Auf der Brücke
Warte ich deiner.
Regen geht und
Sonne kommt.
Ich freue mich:
Ich weiß,
Sie erhellt dir den Weg
Wie mir
Das Warten.
Ungeduldig bin ich
Voll Sehnsuht,
Dich zu küssen, mein Liebster.
Auch wenn du allein wanderst,
Trägst du mich
Im Herzen
Wie ich dich.
In der stillen Wärme des Tages
Die unsere Liebe
So gut spiegelt
Geben wir Acht
Aufeinander.

Samstag, 23. Juli 2016

Wenn der Berg dich nicht kriegt...




Diese Schuhe jedenfalls haben es nicht bis nach Roncesvalles geschafft... 

versucht es der Wald.



Witchcraft. Basajaunberro Forest. Dazu informiert ein Schild etwa 100m nachdem man aus dem Wald vor Roncesvalles kommt.

Ja. Klar. Hab ich jetzt auch gemerkt. Hätt die Info nicht eher kommen können?





Zu Fuß über die Pyrenäen. Mit DEM FUß.

Man kann sich's denken.



Nach einem schweren Aufstieg war ich im Grunde schon kurz vor der Rolandsquelle fix und alle.



Mein Liebster und ich waren um sieben in Saint Jean Pied de Port gestartet und hatten uns nach 8km bei einer einstündigen Pause in Orisson gut erholt.

Fuß fußte tapfer vor sich hin.



Nun ist es so, dass der Aufstieg einfach kein Ende nimmt. Auf 18km Strecke gelangt man zum höchsten Punkt des Weges auf etwas über 1450m. Dann steigt man auf 8km Länge bis ca. 600m ab, um nach Roncesvalles zu gelangen.



Besagter Punkt, an dem sich auch eine Nothütte befindet, ist von der Rolandsquelle ca. 2km entfernt.

Na ja. Hätt ja sein können, dass die Nothütte doch schon Roncesvalles ist. -_-
Ich brauchte eine Pause.
Nach etwa einer halben Stunde nahmen wir das letzte Stück in Angriff.




Und bogen natürlich in den alten Camino ein, der dem Pilger einen extrem steilen und nach einer erfolgreichen Pyrenäenüberquerung eigentlich unbezwingbaren Abstieg zumutet.

Überall wird empfohlen, die Alternativroute zu nehmen. Nur: diese ist nicht ausgeschildert.


Auch nach dem steilsten Teil schien der Weg kein Ende zu nehmen.

Wald, nichts als Wald.

Eine Wegbiegung, dahinter Wald. Eine kleine Steigung, dahinter Wald. Eine hellgrün leuchtende Stelle, die doch keine Lichtung ist, sondern dichter Farn, drumherum und dahinter Wald.

2,9km sie erscheinen als seien es 30.




Was soll ich sagen.

Wir haben es geschafft.

Er mit mir und ich mit ihm. Hach. Wir lieben uns <3




Rein Fuß technisch hätte ich das nicht für möglich gehalten.





Roncesvalles gesehen direkt nachdem man aus dem verhexten Wald entkommen ist. 






Mittwoch, 20. Juli 2016

Jetzt aber!


So.
Ich geh dann mal.
Den Jakobsweg bewältigt habe ich ja schon mal, aber jetzt nach der Verletzung wird es natürlich spannend.
Wir - mein Liebster und ich - freuen uns schon sehr.

Ich hoffe, dass der eine oder andere derweil mal auf meinem Blog stöbert...

Nicht nur Artikel über Pilgerwege gibt es zu entdecken.

Auch Liebesgedichte die ich für meinen Schatz verfasst habe und Artikel über gemeinsame Unternehmungen.

Doch auch über religiöse oder gesellschaftliche Themen gibt es bei mir was zu entdecken, also sucht euch einfach was wo ihr euch fest lesen könnt!

Sonntag, 17. Juli 2016

geschrieben im Dunklen


Nicht zurück wollen
nirgendwohin
als hier:

Mit dir

Lichterketten-Sterne
Nähe und Ferne
verschmelzen

Dich sehen
und mit dir die Welt sehen
die mir ist, die dir ist
Die uns ist

Es ist Zeit.

Zeit, zu leuchten 



Ich kann
nicht alle Schatten verjagen
aber ich kann
bei dir sein.

Du kannst nicht
all meine Schatten tragen
aber ich will
bei dir sein, ich trage sie
und deine mit
wie du meine.

Währenddessen
verschmilzt
unsere Liebe
das alles.
Unsere Leben
alles
was wir mit unseren Gedanken
berührt haben, es zu verändern
und zu erwecken:

Zu etwas neuem
das leuchtet.


Sonntag, 5. Juni 2016

Straßenfest-Crawl 2016

Foto: King Bear




Event ja, aber nicht für die Tonne:

Unser Straßenfest Crawl 2016 


Wie schon im letzten Jahr, gab es parallel zur natürlich unschlagbaren Fiesta Kreutziga noch einige andere Straßenfeste. Die Sonne schien, wir waren nicht bockig und hatten umso mehr Bock, also machten wir uns bereits zu nachtschlafender Zeit, nämlich genau um 14 Uhr 18, auf den Weg.

Am Freitag war ich aus purer Lustlosigkeit zum Alex gefahren und hatte dabei das Afrikanische Kenako Festival entdeckt. (Klar, schließlich weiß doch jeder, dass man zum Alex fahren muss, wenn man gerade nichts sinnvolles tun will!!!)
Der Sinn kam dann aber doch von selbst: immerhin gab es da mehr als vier verschiedene Stände mit Afrikanischem Essen. Mjam! 
Eine von vielen Möglichkeiten, das leckere Afrikanische Essen zu probieren. Foto: King Bear

Es war also beschlossene Sache, dass wir erst am Alex einkehren; schließlich würde uns der Weg zur Kreutziger sowieso dort vorbeiführen.
Und so mit Kamel im Bauch (war sehr lecker!) ist man dann auch für längere Expeditionen gewappnet...

Zunächst einmal ließen wir aber die Atmosphäre dort auf und wirken und schlenderten über den mit Buden bestellten Platz. Gerade lief das Konzert des AKWABA Gospelchor (Panafrika)



Bühnenblick
Was macht eigentlich der Bratwurststand hier? Die Antwort lautet wohl "Profit"...

Zelte dieser Bauart kennen wir doch vom Katholikentag... St. Fungus lässt grüßen.

Schöne Figuren... Es gab auch coole Klamotten aber die interessierten den Bären nicht so sehr.

Und Olivenholzwaren. Die Gebrauchsgegenstände mit dieser charakteristischen Maserung sind besonders schön.


In der U-Bahn zum Alex hatte ich noch irgendwas von nem Torstraßenfestival aufgeschnappt, also beschlossen wir, erst mal da hin zu gehen und dann mit der Straßenbahn zur Kreutziger zu fahren.

Allerdings war die Torstraße doch eher öd und leer.
"Hm. Is ja nix los hier."
"Jo. Das ganze Fest besteht darin, dass n paar Clubs die sonst nur Nachts geöffnet haben auch jetzt schon ihre Pforten öffnen."
"Tja hier kannste bloß der Gentrifizierung zusehen."

Doch dann!!!!!! Genau, als wir an irgend so nem Hipster Café-Bar-Irgendwas vorbeikamen:
"Whats going on" von Marvin Gaye Wohooo!
DER SONG MUSSTE SEIN! Und wir hatten und gerade noch darüber lustig gemacht, dass die Boxen hier auf Mineralwasserkisten stehen statt auf Bierkisten...
"Hm, Das Straßenfest scheint weiter Richtung Oranienburger zu steigen... Wolln wir trotzdem die Tram nehmen jetzt?
"Jo ich hab auch keine Lust, noch weiter zu laufen. Aber der Moment war es wert!"

Und so kamen wir schließlich bei bester Laune auf der Kreutziger an. Fiesta!

Mucke jibbts hia!

Ostereier? Nein, ein Infostand von Foodsharing. Saugeile Sache! Neben den Naturalien konnte man auch Infomaterial mitnehmen. Ich hatte schon öfter von der Intitiative gehört und war echt total froh, die hier zu sehen!

Burgerwehr. Wehr dich gegen Langeweile, Gleichmacherei, Fremdenfeindlichkeit, Konsum- und Karrieredenken! (Und gegen vieles andere auch, aber das dürfte so ungefähr die Schnittmenge zwischen mir und den Kreutzigern sein...)

Auf dem Rückweg haben wir dann noch mal einen Abstecher zum Alex gemacht. Mangobier schmeckt sogar mir! Aber wir waren immer noch so satt, dass aus dem Mango-(s)Chicken Abendessen leider nichts wurde. Schön wars. Das machen wir jetzt öfter.

Sonntag, 29. Mai 2016

Wen trifft man eigentlich auf dem Katholikentag?

In das Schreibcafé hatte ich meinen Schatz und unseren gemeinsamen Twitterfreund @violissimo zugegebenermaßen nur wegen fußiger Erschöpfung geschleppt. Einiges an der Wand dort fand ich sehr schön, anderes weckte in mir die Frage, ob man die Menschen nicht doch irgendwie darüber aufklären sollte, was ihr eigener Glaube bedeutet...

Was tut man eigentlich auf dem Katholikentag, und wer tut?
Für dieses Jahr hat meine Reise zu diesem Event vordergründig drei Antworten ergeben:

a) sich präsentieren und hoffen, dass möglichst viele Besucher einsehen, wie wichtig der eigene Focus für die "Kirche von heute" ist.
b) einem Journalistischen Auftrag - sei er nun selbstgewählt oder beruflicher Natur - nachgehen.
c) sich informeren oder sich austauschen.

Tatsächlich war das mein erster Besuch eines Katholikentages und ich muss sagen, dass ich nicht so wirklich zu mehr gekommen bin, als: Ich geh ma 'rum und check die Lage.

Gab es nicht auch irgendwo eine Veranstaltung zum Rosenkranz? Ach ja, aber ich hatte die schon wieder total vergessen, bevor ich losgefahren bin. Fiel mir erst wieder ein, als ich zu nächtlicher Stunde wieder zu Hause war und schon (bzw. erst, wie man hier wohl sagen muss!) im Bettchen lag.

Und in der Ausstellung Staatssicherheit und Katholische Kirche in der DDR war ich auch.

Ansonsten habe ich mich größtenteils auf der Kirchenmeile bewegt.

Bewegt? Da war doch was. Erfreulicherweise hat mein Fuß sich gut gehalten. Tatsächlich bin ich seit der Verletzung nicht so viel gelaufen wie an diesem Katholikentagssamstag.

Aber wie verarbeitet man eine Masse von Infoständen zu allen möglichen erwarteten und unerwarteten Themen, die irgendetwas mit dem katholischen Glauben zu tun haben?
Ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung.

Möglicherweise wäre es doch besser gewesen, gezielt zu zwei bis vier Veranstaltungen zu gehen?

Nehmen wir zum Beispiel die Bistümer. Die meisten von ihnen präsentierten sich in einem bestimmten Bereich (wieso waren eigentlich die ostdeutschen Bistümer woanders?????!?!?!?).
Zu finden war da eine Mischung aus eher touristischer Herangehensweise und Mitmachangeboten mit irgendwie spiritueller Ausrichtung. Beliebt war auch, ein Besucherselfie anzubieten, was man dann um den Preis, die Rechte dem entsprechenden Bistum zur Veröffentlichung zu überlassen, auch ausgedruckt mitnehmen konnte.
So konnte man z.B. beim Stand des Bistums Essen 7 für die "Kirche der Zukunft" wichtige Aspekte auf einer Magnettafel anordnen. Warum selbiges als Motto der Dekoration ein Weltraumthema ausgewählt hatte, erschloss sich mir nicht. Ich hätte danach fragen sollen. Ob die wohl im Nachhinein noch darauf antworten? Falls ich es rausbekomme ergänze ich den Artikel.

Beim Auswählen aus den schier endlosen Optionen (es gab von jeder Farbe mehr als 10 verschiedene Klötzchen mit Begriffen) ging es mir zugegebenermaßen nur um eines: Prioritäten klären. Ich hätte statt dessen auch an die Tafel schreiben können: "Wieso bietet ihr sowas an anstelle eines 24/7-Gebetes für die Zukunft der Kirche?"

Im Zelt der nordwestlichen Bistümer bot Osnabrück eine mit Themenstickern zu beklebende Litfaßsäule an. Dazu gab es Sticker mit "Was lässt mich zu atem kommen?"  und ein Gegenstück, dessen Aufschrift ich leider vergessen habe. Sagte ich schon, dass sich auf dem Katholikentag die schwer einzuordnenden Eindrücke häuften? Zum Beispiel habe ich eben erst beim Nachschlagen begriffen, dass diese Aktion etwas mit dem im Bistum Osnabrück ausgerufenen Jahr des Aufatmens zu tun hat. Am Stand selbst habe ich einfach einen Sticker mit "eucharistische Anbetung" beschriftet und an die Litfaßsäule geklebt. Um mich herum war es irgendwie bunt. Am Nebenstand konnte man eine virtuelle Fahrradtour durch das Bistum Münster machen.
Irgendwie führen solche Ansammlungen von Infoständen bei mir immer dazu, dass ich denke, ich würde das alles lieber in Ruhe im Netz nachlesen. Infomaterial stecke ich mir folglich auch nur von Angeboten ein, von deren Existenz ich bis jetzt nichts gewusst habe.
Ein spannendes Gespräch hatte ich am Stand des Netzwerks katholischer Lesben. Bei mir persönlich muss man jetzt nicht um Verständnis für oder Akzeptanz von Lesben werben. Da meine Mutter seit 25 Jahren mit ihrer Partnerin zusammenlebt, kenne ich lesbisches Leben deutlich länger aus eingener Erfahrung als katholisches Leben. Demzufolge war mir diese Perspektive neu; ich habe da eher bei meinen Müttern und zuweilen auch bei anderen Homosexuellen um Verständnis für katholische Positionen geworben. Außerdem bin ich da als Berliner wahrscheinlich eh entspannter. Ich mein, was solls: Ein Mensch ist ein Mensch. Ein Mensch hat eine sexuelle Orientierung und die kann so oder so aussehen. Was soll das Ganze? Ein Mensch kann sündigen oder auch nicht und es kann dem einen leichter und dem anderen schwerer fallen, die Sünde zu vermeiden... Zumindest war mir bei diesem Stand, anders als bei vielen anderen, doch irgendwie klar was die hier auf dem Kirchentag wollen. Außerdem war die Frau mit der ich mich unterhalten habe mir wirklich sehr sympathisch.
Meine Idee, an den Ständen aller Bistümer die jeweiligen Mitarbeiter zum Bistumsheiligen auszuquetschen, hatte ich ebenfalls bereits vor der Abfahrt wieder vergessen. Es wäre auch zugegebenermaßen ein bisschen unfair gewesen, denn diese Aktion war schon als Idee darauf angelegt, den Leuten aufzuzeigen, dass sie gar nicht wissen, wen oder was sie da vertreten.

Aber wirklich, so eine Halle mit einer Installation zu Heiligenviten wäre doch cool. Vielleicht als Zeitstrahl zum Durchlaufen. Das wäre etwas, das man nirgends anders so leicht zu sehen bekäme. Im Gegensatz zum Tischkicker (Bistum Trier wenn ich mich recht erinnere, ich habe den Stand kaum wahrgenommen, aber das Kickern hat echt Spaß gemacht).

Womit ich - genau so unversehends wie der Tag in Leipzig zur Neige ging - denn auch direkt in mein Fazit geschlittert wäre:
Ich habe keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte, ob es was zu bedeuten hatte, und inwieweit es einen (womit eigentlich?) bewegen wollte. Aber schön war es. Echt.



Nur wenige Minuten nachdem ich das Foto gemacht hatte waren auch die Ränge bis auf den letzten Platz gefüllt: die Messe (die um 18:30 in der Nikolaikirche stattfand) ist eben doch das Zentrum katholischer Glaubenspraxis.
Am Ende aber wurde der gemeinsam mit meinem Schatz verlebte Katholikentag dann doch von einem Abschluss gekrönt, der ganz eindeutig zum katholischen Leben und damit auch zu jedem Katholikentag gehören sollte:
Nightfever.
Die Messe begann um 18:30. Bereits vor Einlass warteten viele Menschen vor der Kirche, die sich dann innerhalb weniger Minuten komplett füllte.
Auch zur eucharistischen Anbetung blieben viele und viele weitere kamen im gesamten Verlauf dazu.
Während der gesamten anderthalb Stunden, die mein Liebster und ich in der Anbetung blieben, standen die Menschen Schlange, um vor dem Allerheiligsten zu knien, ein Teelicht abzustellen und einen Bibelvers zu ziehen.

Muss ich erst sagen wie entsetzt ich war, dass es im Programm bei der Suche nach "Anbetung" keine Treffer gab? Wirklich, ich verstehe das nicht. Gerade Gebetspraktiken, die eine solche Tiefe und Intimität haben sprechen die Menschen heute an. Eben weil sie nicht in die Zeit zu passen scheinen, gibt es eine Sehnsucht nach Dingen wie diesen. Was auch der von mir beobachtete Andrang bestätigt.
Vielleicht frage ich die Mitarbeiter an den Ständen auf dem nächsten Katholikentag einfach alle, was es bedeutet, bei Jesus zu sein.

In der Hoffnung auf möglichst viele Gelegenheiten, die Menschen ein bisschen darüber aufzuklären, was ihre Kirche so alles zu bieten hat.

Jedenfalls habe ich Jesus auf dem Katholikentag getroffen: in der eucharistischen Anbetung.
Nicht im Trubel.
Nicht auf dem Fahrrad.
Nicht an Ständen.

In der feierlichen Stille der Kirche kam er in mein Herz, als ich mich in den Anblick der gewandelten Hostie versenkte:

Nightfever Bonn 2008. Bearbeitet. Quelle: Wikimedia Commons

Donnerstag, 19. Mai 2016

Wo Glaube Raum gewinnt...

... gewinnen wir alles. 

document pile - Urheber: Niklas Bildhauer Quelle: Wikimedia Commons


In diesem konkreten Fall die erste Bewährung unserer Beziehung, die Hilfe einer guten Freundin, das Gefühl, unmögliches bewegen zu können, die Möglichkeit von Unter- bzw. Zwischenvermietung einer Wohnung und 6 Romanfragmente.

"Ich hab Angst." Sagte mein Schatz zu mir.
Ich hatte so etwa 6 Tage gebraucht, um zu begreifen wie viele kleine und große Ängste an meiner Idee hingen.
"Wir schaffen das. Ich bin Super Woman, ich kann das," antwortete ich jetzt, am Morgen von Tag x, "ich löse sogar Probleme die es gar nicht gibt. Und Claudia kommt direkt von Anbetung, Laudes und Messe, das ist praktisch noch viel besser, als Super Woman zu sein."

Es war nicht das erste Mal, dass ich meinen Liebsten so tiefenfrustriert erlebt habe, aber es war das erste Mal, dass ich etwas mit dem Grund dafür zu tun hatte.
Ich hatte es nämlich, als ich vorschlug, wir könnten seine Wohnung herrichten und untervermieten, nicht mitbekommen, dass er nur die Idee gut fand.
Es widerstrebt einfach meiner praktischen Veranlagung, mitanzusehen, wie für eine Wohnung Miete abgeht, die sowieso nicht zum Wohnen genutzt wird.

Die Idee hatte ich schon länger, und diese auch schon mehrmals erklärt.
Alles schick, schien mir, wir schaffen die Realisierung halt nur nicht, weil man natürlich dazu neigt, Räumaktionen dieser Art auf die lange Bank zu schieben, wenn man keinen Termin hat.
Und dann.
Ja, und dann.
Dann schuf ich Termindruck, weil ich einer Arbeitskollegin von der Sache erzählte. Ich hatte ein Gespräch mitgehört in dem es darum ging, dass eine Freundin verzweifelt eine Bleibe sucht, da sie schon seit einigen Wochen in Berlin arbeitet, aber noch keine Wohnung hat. Das war's. Wenn ich da nichts gesagt hätte, ach was rede ich! Jemand hätte da vielleicht nichts sagen können, aber garantiert nicht ich!

Man rate, wer sich nicht freute, das Problem jetzt endlich mal anpacken zu können.

Schließlich einigten wir uns auf einen Termin und riefen unsere gemeinsame Freundin Claudia zu Hilfe.

Und da war sie nun also:
Die Wohnung des Schreckens.
Na ja. Wie es eben aussieht, wenn man gleichzeitig an mehreren Schreibprojekten arbeitet, sich mit Papierkram rumschlagen muss, dessen Existenz man nicht wahr haben will, zu nichts kommt, weil man ja auch noch arbeiten muss, da der Füller zwar der beste Kumpel ist, aber nicht die Miete zahlt, und einen die Leere des Raumes ansonsten auch eh nur ankotzt.
Also. Nicht so, wie es bei mir aussieht, wenn man gleichzeitig an mehreren Schreibprojekten arbeitet, sich mit Papierkram rumschlagen muss, dessen Existenz man nicht wahr haben will, zu nichts kommt, weil man ja auch noch arbeiten muss, da der Füller zwar der beste Kumpel ist, aber nicht die Miete zahlt, und einen die Leere des Raumes ansonsten auch eh nur ankotzt.
Die Männervariante davon.

Ich schickte den Mann erst mal seine Kapitalanlagen einlösen.
So viel Euro in Pfandflaschen hat auch nicht jeder. Sehr verbunden, sie zahlten unser Mittag und das Putzzeug.
Auf dem Bett legte ich sechs Stapel an für die unterschiedlichen Sorten von Papierkram, die sich so auf dem Boden fanden, während Claudia die Küchenecke auf geradezu magische Weise schick machte und sich dann von mir ins Bad schicken ließ.
 "Wir haben beschlossen: Die Aktion heißt jetzt 'wo Glaube Raum gewinnt'!" Verkündete Claudia dem Rückkehrer. "Ja," musste ich bei Gelegenheit bestätigen, "ich hab dich noch lieb."

Wir beschlossen, die Wohnung zu malern und verabredeten ein zweites Treffen zum Fortsetzen der Aktion.

Mein Liebster war sichtlich froh, vor allem seine wieder gefundenen Romane, 5 Entwürfe in Fragmenten, freuten ihn sichtlich. Ich bekam einiges Schönes daraus zu hören, was mich wiederum anregte, mal wieder die Fragmente meines angefangenen Romans hervorzukramen.

Einfach toll.
Der Mann ist perfekt für mich.
Obwohl ich kein Ordnungsfreak bin, ist er weniger ordentlich als ich, das ist wichtig für das Überleben einer Beziehung! Und er hat mehr Bücher gelesen als ich, das ist wichtig für das Überleben meiner Beziehung!
Ich liebe ihn.
Ich glaube wir sind ein tolles Paar.



Sonntag, 10. April 2016

Kommunikationsfehler

Am Freitag erschien endlich das nachsynodale Schreiben Amoris Laetitia.

In Deutschland wurde es aus denselben Gründen mit Spannung erwartet, aus denen es dann in vielen Medien auch schnell als enttäuschend abgetan wurde.

Ich persönlich gehöre, wie viele andere mir bekannte Blogger auch, nicht zu den Menschen, die glauben, nach gerade mal drei Tagen Zeit zur Lektüre (in denen man zugegebenermaßen auch noch das eine oder andere zu tun hatte), ein 300-seitiges Schreiben kommentieren zu müssen.

Statt dessen möchte ich mich hiermit auf die Frage stürzen, welche Faktoren in Deutschland für die die Synoden begleitende Erwartungshaltung und gleichzeitig für die Enttäuschung nach dem Erscheinen des nachsynodalen Schreibens gesorgt haben.
Ich denke, das sind dieselben.
Es geht um die Frage: Warum und für wen wurden zuerst die außerordentliche und dann die ordentliche Synode einberufen, welche Fragen sollten dabei geklärt werden und welche Lösungsmöglichkeiten kann und soll die Kirche für die vielfältigen Probleme im Bereich Ehe und Familie anbieten?

In Deutschland und in vielen Teilen der so genannten westlichen Welt besteht das Hauptproblem in Bezug auf Familie und Kirche in der Frage nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.
Ein weiterer Aspekt, der vor allem durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ins Spiel gebracht wird, ist die Frage nach homosexuellen Partnerschaften.

Dabei wurden und werden bei der Betrachtung der Synoden und auch des Schreibens zwei Dinge vorausgesetzt:
Erstens, dass die Kirche in der ganzen Welt dieser Schwerpunktsetzung folgen müsse.
Zweitens, dass die Kirche sich genau so wie die Gesellschaft in ihrem Verständnis von Ehe und Familie und den damit verbundenen Grundsätzen wandeln müsse. Und zwar wird hier vorausgesetzt, dass die Kirche einerseits keine als unveränderlich verbindlich geltenden Positionen vertreten dürfe und dass sie andererseits ihre Positionen dem angleicht, was heute als gesellschaftlich verbindlich gilt.

Diese Prämissen treffen nicht zu und missdeuten bzw. missverstehen das, was Kirche eigentlich ist.

Zunächst mal ist die Kirche weltumspannend und wenn auf einer Synode ein Schwerpunkt gesetzt wird, dann muss dieser zwangsläufig so aussehen, dass er für alle Diozösen weltweit zutreffend ist, also eine Schnittmenge bildet. Die Annahme, dass die Kirchen in den Ländern der zweiten, dritten und vierten Welt, hier eben einfach noch Aufholbedarf hätten und sich durch unsere moderneren Positionen belehren lassen müssten, ist alter Imperialismus in neuem Gewand.
Dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Kirche als ganzes ebenso wie gläubige Menschen als einzelne sehr wohl von der Existenz unveränderlicher Wahrheiten ausgehen - anders hätte der Glaube an sich wohl auch wenig Sinn. Verbindlich ist deswegen keineswegs, was aktuell in der Gesellschaft angesagt ist, wenn es von dieser auch noch so sehr verbindlich gemacht wird. Zu anderen Zeiten war es verbindlich, den aktuellen Herrscher als Gott anzubeten, aber da Christen an einen anderen - und zwar an einen ganz bestimmten - Gott glauben, haben sie diese Anbetung verweigert. Sie waren sogar bereit, dafür in den Tod zu gehen.
Natürlich soll man als Christ die Gesetze des Landes in dem man lebt, respektieren. Auch Jesus hat sich z.B. nicht dagegen ausgesprochen, der römischen Besatzungsmacht Steuern zu zahlen. Und machen wir uns nichts vor: obwohl das allgemeine Unverständnis gegenüber gläubigen Christen sehr gewachsen ist, muss normalerweise niemand seinen Glauben verleugnen. Die Gesetze in der sogenannten westlichen Welt dürften Christen eher selten in Gewissensnöte bringen.

Es ist keine Überraschung, wenn das nachsynodale Schreiben überhaupt nicht in die Richtung geht, die sich viele Beobachter in Deutschland erhofft hatten.

In dem Schreiben geht es - wie auch in der ganzen Synode - darum, welchen Problemen Eheleute und Familien heute begegnen, und wie die Kirche ihnen bei diesen Problemen beistehen kann. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Was ich jedoch für überraschend halte, ist, wie Menschen, die in ihrem Alltag mit der Kirche wenig bis gar nichts zu tun haben, sich darüber aufregen können, wenn die kirchliche Lehre zu einem Thema wie Ehescheidung oder Homosexualität eine Position vertritt, die sie für falsch halten.

Die Menschen scheinen eine Art Scannerblick zu haben: "Aha, die Kirche bietet für diese Probleme nicht die Lösung an, die wir für richtig halten." Und dann folgt eine Schlussfolgerung, deren Logik mich staunend zurücklässt: "Die Kirche bietet für die Probleme von Beziehungen, die nicht dem katholischen Eheverständnis entsprechen, keine Lösung."

Mir ist natürlich klar, dass das daran liegt, dass viele die Lösungen die die Kirche anbietet für nicht annehmbar halten. Aber nun ist es in der modernen "westlichen" Welt auch einfach so, dass man durchaus nicht auf das angewiesen ist, was einem die Kirche bietet.
Wieso muss man daraus, dass die Gesetze vieler Länder heute die Möglichkeit bieten, nach einer Scheidung neu zu heiraten oder eine gleichgeschlechtliche Ehe zu schließen, schlussfolgern, dass die Kirche diese Möglichkeiten auch bieten sollte?
Ich halte das einfach für unglaubwürdig, wenn Menschen, die selbst nicht gläubig sind, sich darüber aufregen, dass andere Menschen, die möglicherweise ebenfalls nicht gläubig sind, bestimmte Sakramente nicht empfangen können. Diese Sakramente bedeuten doch den nicht Gläubigen sowieso nichts. Was soll das Ganze?
Ein Sakrament ist keine Dienstleistung.
Und es ist auch kein Zeichen der Gruppenzugehörigkeit.
Der Ausschluss von den Sakramenten bedeutet nicht, dass man auch aus der Kirche ausgeschlossen ist.
Ein Sakrament dient der Vereinigung mit Gott.

Die kirchliche Lehre stütz sich auf die Bibel und auf Aussagen Jesu, und diese verändern sich nun mal nicht mit dem Zeitgeist. Sie sind im Rahmen der Zeit zu interpretieren, doch das bedeutet nicht, dass es da eine Auswahl gibt, was man gerade für gültig hält und was nicht.
So zu tun, als rufe man dadurch, dass man Wiederverheiratete, in außerehelichen Beziehungen lebende und praktizierende Homosexuelle nicht zur Kommunion zulässt, zu deren Ausgrenzung oder gar Verfolgung auf, ist Unsinn.

Ich gehe zur Zeit auch nicht zur Kommunion. Da ist absolut nichts dabei. Es ist nicht leicht, darauf zu verzichten, aber genau weil mir die Eucharistie wichtig ist, halte ich mich auch an die Regeln. Wenn meine Lebenssituation wieder so ist, dass ich in Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre bin, werde ich mit Freuden beichten und wieder zur Kommunion gehen.

Ich weiß nicht, wodurch ein Mensch würdig sein kann, den Leib Christi zu empfangen. Ich meine, eigentlich geht das doch nicht. Jesus ist Gott. Und er will Brot werden, um sich physisch mit meinem Leib zu vereinen? Er kommt in mein Verdauungssystem, weil er in meinem Herzen wohnen will? Das ist doch unfassbar. Aber er tut es. Jesus Christus hat die Eucharstie beim letzten Abendmahl eingesetzt, damit ich mich, von ihm erlöst, im Brot mit ihm vereinen und ihn anbeten kann. Ich bin glücklich, dass ich zu Kommunion gehen darf, aber das ist nicht selbstverständlich für mich. Die Kommunion ist ein Geschenk Gottes an die Gläubigen.

Die Kommunion ist nicht einfach ein Zeichen der Gemeinschaft, das sich die Gläubigen schenken.
Das Zeichen der Gemeinschaft ist, dass man gemeinsam zur Messe und vielleicht auch zur einen oder anderen krichlichen Veranstaltung geht. Das beides klappt bei mir auch ohne Eucharistie wunderbar.


Daher fällt es mir schwer, zu verstehen, weshalb sich die Medien scheinbar so an der Frage der Zulassung zur Kommunion festbeißen.

Im nachsynodalen Schreiben wird deutlich, dass der Kirche viel an der Begleitung von Ehen und Familien gelegen ist und das ist wunderbar.
Auch Wiederverheiratete sollen seelsorglich betreut werden und können und sollen ganz selbstverständlich am kirchlichen Leben teilnehmen.
Ich finde das sehr wichtig, wahrzunehmen, dass die seelsorgliche Betreuung von Familien über die Sakramente hinausgeht und auch dann fortbestehen sollte, wenn der Sakramentenempfang mal aus irgend einem Grund nicht möglich ist.

Dazu gehört eine gründliche Ehevorbereitung, die auch in Deutschland sehr stark verbesserungsbedürftig ist und eine Begleitung der Ehepaare und Familien. Dazu gehört vielleicht auch, dass Seelsorger mehr Zeit und den Kopf frei haben, um vielleicht mal rechtzeitig zu erkennen, wann man einem Paar eine Paarberatung oder Therapie empfehlen oder ein Gespräch anbieten sollte.

Gerade in Deutschland habe ich den Eindruck, dass viele Priester zu solchen Aufgaben keine Zeit haben, weil sie mit Verwaltungstätigkeiten überbelastet werden. Möglicherweise sollte man Laien als Pfarrverwalter anstellen, damit die Priester sich wieder mehr auf ihre eigentlichen Aufgaben, nämlich die Spendung der Sakramente und die Seelsorge, konzentrieren können.
Aber das ist im Grunde ein anderes Thema.

Jedenfalls ist in der Kirche grundsätzlich jeder willkommen. Ganz unabhängig dazu, ob er zum Empfang der Sakramente berechtigt ist oder nicht.

Was Amoris Laetitia angeht: Es ist an die Gläubigen gerichtet, und unter diesen einerseits besonders an die Seelsorger und andererseits an die Familien, die von ersteren begleitet werden sollen.
Das sollte man nicht vergessen.

Montag, 21. März 2016

Saunaschule im Spaßbad

Die Frage des Tages lautet: Was haben eigentlich Spaßbäder mit Schulen gemeinsam?


Humboldpinguin Quelle: Wikipedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Akumiszcza)

Nein, ich rede nicht von Dezibel oder von Farbspektren.

An den Gearderobenschränken des neulich von mir besuchten Spaßbades fanden sich Hinweise, dass bitte keine Liegen zu reservieren seien.
Nun ja.
Mir persönlich war es egal, dass alle von mir gesichteten Liegen zwar nicht besetzt aber durch Handtücher belegt waren. Ich bin vielleicht verrückt genug, ein Spaßbad zu besuchen. Aber so irre, dass ich mich zum Entspannen direkt vor dem Wellenbecken - der Lärmquelle Nr. 1 - betten wollte bin ich dann doch nicht.
Auch sonst schien sich niemand darum zu kümmern.
Während Seitens des Bademeisters strikt darauf geachtet wurde, dass sich bei Wellengang keiner zu nah an den Beckenrand mit der Wellenmaschine wagte (der bekam dann wenigstens was zu tun als ich da war), schien es für die Liegen keinen zuständigen "Wachdienst" zu geben.
Dieses kapitulierende Achselzucken wurde meines, als ich im Saunabereich des Bades eine ähnliche Lage der Dinge erblickte.
Hm.
Da würde es meinem Schatz und mir wohl schwer werden, für die zwischen den Saunagängen obligatorische Ruhephase einen Platz zu finden. Dabei war es im Spa Bereich nicht nur deutlich ruhiger als im Spaßbad, es wirkte auch viel leerer. Gut besucht, aber nicht voll.
Tatsächlich wären wohl 80, wenn nicht sogar 90 Prozent der Liegen frei gewesen, wenn sie eben nicht durch Handtücher belegt worden wären.
Nun ja.
Die Menschen sind eben so.

Schließlich entdeckten mein Schatz und ich einen als "Raum der Stille" deklarierten abgetrennten Bereich, auf dessen Tür folgendes zu lesen war:
"In diesem Raum wird um absolute Ruhe gebeten. Das belegen von Liegen mit Handtüchern ist nicht erlaubt. Reservierte Liegen werden vom Personal geräumt."
Super, dachten wir. Problem gelöst.

In dem Raum mit etwa 40 Liegen waren nicht mal 10 mit Ruhenden belegt und es fanden sich immerhin ganze (!) 3 Stück, auf denen keine Handtücher lagen.

Ein bisschen mulmig war mir schon, als mein Liebster und ich nach unserer Ruhephase beschlossen, mit gutem Beispiel voranzugehen und unsere Liegen kompett zu räumen.
Wir verstauten also alle Handtücher, die wir nicht mit in die Sauna nehmen würden, in einem der zahlreich bereitgestellten Regale und siehe da: Als wir zurück kamen waren die 2 Liegen noch frei, und außerdem (vielleicht lag es an der vorgerückten Zeit?) 3 weitere!

Ich war mit der Regel - mäßigen Säumigkeit in diesem Betrieb versöhnt. Doch bevor die Phantasien, in denen ich alle Handtücher persönlich von den Liegen sammle und als großen Stapel am Infothresen abgebe, ganz abgeklungen waren, wurden wir Zeugen der folgenden Szene:

"Entschuldigen Sie, aber das waren unsere Plätze."
"Nein, das war meine Liege, hier lagen meine Sachen."
"Also! Wir waren doch vor kaum 10 Minuten noch hier und das waren unsere Liegen!"
"Hier sind doch auch noch unsere Sachen. Wahrscheinlich habe Sie die selbst rübergeräumt!"
"Ja, dann haben Sie eben Pech gehabt, hier darf man eh keine Liegen reservieren. Ich bin auch weggeräumt worden!"
"Aber Sie dürfen das oder was?! Wenn Sie sich hier Liegen reservieren, dann könne wir das ja wohl auch!"
"Komm dann gehen wir eben da hin. Das hat ja keinen Sinn hier!"

Während der Mann sich noch eine ganze Weile laut flüsternd aufregte, verlangten meine Saunaerschöpfung und ich immer deutlicher nach etwas mehr Ruhe im "Raum der Stille"
Ein Verlangen, dass das laute Geflüster des streitbaren Pärchens schließlich mit einem laut zischenden "Pssst" durchbrach, was der Mann mit einem verächtlichen "Jetzt regt die sich schon auf." quittierte.
Offensichtlich fand der diese ganzen Regeln lächerlich.
Ist ja auch logisch, wenn sich eh keiner dran hält.

So richtig lustig wurde es aber erst, als ein älteres Pärchen reinkam. Der Mann war mir schön mal aufgefallen, weil er sich trotz - oder wegen? - seines vorgerückten Alters nicht mal bemühte, im "Raum der Stille" leise zu sein. Weder flüstern noch schweigen schienen für ihn eine bekannte Option.
Nun ja, dachte ich mir, die sind gerade reingekommen und sortieren sich noch, die werden bestimmt gleich... Nach gefühlt 10 Minuten - wahrscheinlich waren es nur 5 - hatte ich die Nase voll:
"Mein Gott, dann gehen Sie doch raus, wenn Sie sich unterhalten wollen!" entfuhr es mir in nicht gerade freundlichem Ton.
Das war  natürlich unzumutbar unhöflich von mir.
Der bereits aus dem Liegenstreit bekannte Herr fuhr mich auch gleich an: "Ja dann geh doch ins Kloster!"
Ich brachte gerade noch eine Replik a lá "Hier gibt es doch genug andere Räume mit Liegen..." hervor, dann versank ich in staunendem Grübeln über die Sache.

Ich meine, darauf, einen Vorschlag zum Klosterbesuch als Beleidigung zu benutzen, muss man auch erst mal kommen.

Aber vor allem fiel mir auf, dass ich dieses Problem aus der Schule kenne:
Da niemand die Regeln durchsetzt, empfinden es die Betroffenen als ungerecht, wenn ausgerechnet sie sich daran halten sollen. Und jeder, der aus der Gruppe heraus versucht, die Befolgung der Regeln anzumahnen, rutscht in die Position des Verräters und avanciert so zum Arschloch des Tages.

Ich kenne das, wenn Schüler, die sonst als brav und strebsam bekannt sind, auch beginnen, laut zu quatschen, nachdem sich erst mal eine gewisse Unruhe im Klassenraum breit gemacht hat, die letztlich dadurch entsteht, dass der Leher Regelverstöße nicht rechtzeitig und nicht deutlich genug geahndet hat. Gerade junge und von Natur aus gutmütige Kollegen, bei denen man eigentlich denken würde, Schüler mögen sie besonders gerne, haben deshalb oft Schwierigkeiten. Dabei schätzen unruhige Schüler es durchaus, wenn man für sie Verständnis hat und ihre Bemühngen, trotz Hibbeligkeit gut mitzuarbeiten, hornoriert.
Aber:
Gerade die schwierigen Schüler, die trotz natürlicher Inkompabilität mit dem System Schule fachlich gute Leistungen erbringen oder zumindest dazu fähig sind wissen, dass sie auch Hilfe dabei brauchen, sich selbst zu disziplinieren.
Und für die Klasse muss der Lehrer auch als Garant der schulischen Ordnung stehen können. Wenn er diese nicht gewährleisten kann, weil er aus Gutmütigkeit Ausnahmen macht und Regelverstöße nicht ahndet, verliert er an Glaubwürdigkeit, weil es als ungerecht empfunden wird.
Sich an Regeln halten muss sich nämlich auch lohnen. Die meisten Lehrer sind mit Lob eher sparsam. Folglich gerät das System in die Schieflage, wenn Regelverstöße keine spürbaren Nachteile mit sich bringen.

Und genau das konnte man im "Raum der Stille" auch beobachten.

Man könnte das Problem lösen, indem die Mitarbeiter wirklich alle 5 Minuten alle reservierten Liegen räumen und die Betroffenen sich ihre Handtücher dann an der Infotheke abholen müssen.
Oder, man verbietet das Mitbringen eigener Bademäntel und Handtücher und gibt dieselben kostenlos an die Besucher aus, so dass letztere alle gleich aussehen und deswegen auch nicht mehr zum Reservieren von Liegen taugen.

Mein Schatz und ich jedenfalls hatten mit der Imagination entsprechender Szenarien viel Spaß.

Abschließend fiel uns noch die Parallele zu einem auch in der Psychologie aus sozialwissenschaftlicher Forschung bekanntem Phänomän auf: Dem broken-windows-Effekt.

Das Handtuch auf der Liege ist das zerbrochene Fenster der Sauna.
Und der zu gutmütige Leherer das im System Schule. (Ups, was! - Das habe ich nicht gesagt.)

Sonntag, 13. März 2016

Neue alte Wege

Vor einiger Zeit kontaktierte mich meine Nichte zwecks Wanderratschlägen.
Abgesehen davon, dass ich aus diesem Anlass mal wieder feststellte, dass ich mich schon als Kind nicht umsonst gut mit ihr verstanden habe, machte mich die von ihr geplante Route neugierig:

"Nach Rom? Da läufst du doch bestimmt auch auf einem alten Pilgerweg..."

Tatsächlich verläuft der neue europäische Wanderweg E12 entlang des Mittelmeeres teilweise auf einer Route des Jakobsweges und teilweise auf der Via Francigenia, dem ältesten Pilgerweg der westlichen Welt, der entlag alter Römerstraßen von Canterbury nach Rom führt und gerade wiederentdeckt wird.

Interessannterweise vereinen sich diese historischen Wege tatsächlich an mehreren Stellen. Es gibt sogar Theorien darüber, dass die Via Francigenia irgendwann in entgegengesetzer Richtung beschritten wurde, weil Rom sozusagen in den Wirren der Zeit versank, in welcher sogar das Papstum nach Avignon auswanderte.
So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass sich die Route, die Montpellier mit Rom verbindet unter anderem auch auf einer Karte zur Übersicht über europäische Jakobswege findet.

Der Wanderweg E12 ist im Gegensatz dazu so neu, dass in mehreren Quellen auf die scheinbar vor allem in Frankreich noch unzureichende Kennzeichnung hingewiesen wird.

Da scheint es mir doch lohnend, sich an den alten Pilgerstrecken zu orientieren und, ausgerüstet mit Pilgerausweis und Empfehlungsschreiben, in Pfarrhäusern und Klöstern Unterkunft zu suchen.


So. Das alles ist ja schön und gut.
Aber was genau macht aus den Gedanken über die Wanderpläne meiner Nichte einen Blogbeitrag?

Ich sehe mich jetzt irgendwie vor der Frage, ob das Wandern entlang alter Pilgerrouten tatsächlich immer beliebter wird, oder ob mir das vorher nur noch nicht aufgefallen war. Also, bevor ich zwei mal den Jakobsweg gegangen bin.

Der Artikel des Deutschlandfunks zur Via Francigenia thematisiert das Phänomen genau so wie viele andere. So subsummiert ein bayrischer Sozialverband das zunehmende Pilgern unter dem Etikett "Reise zu sich selbst", während das Schlagwort "Beten mit den Füßen" im Titel einer lübecker Zeitung einen religiösen Bezug vermuten lässt. Auch die christlichen Zeitungen Idea und die Tagespost thematisieren das zunehmende Interesse am Pilgern.

Was aber macht das Pilgern in unserer nicht nur säkularisierten sondern auch durch ein gewisses Misstrauen gegenüber den christlichen Kirchen geprägten Welt mehrheitsfähig?

Ich denke, dass die Interpretation des Intersses am Pilgern als einer Art "Reise zu sich selbst" oder "spirituellen Reise" zwar treffend ist, aber zu kurz greift.
Die Entscheidung, gerade einer alten Pilgerroute zu folgen und nicht etwa irgendwo in Asien von Tempel zu Tempel zu ziehen muss meiner Meinung nach schon auch einen identifizierbaren Grund haben.

Was ich damit sagen will ist, dass sich offenbar immer mehr Menschen zu den Routen hingezogen fühlen, die von Gläubigen Menschen und von der Geschichte Europas geprägt wurden, letztere aber auch mit geprägt haben, um es mal etwas pathetisch auszudrücken.
Dabei vermute ich keineswegs primär ein kulturhistorisches Interesse. Meine eigene Erfahrung mit Pilgern, denen ich auf dem Weg begegnet bin, legt nahe, dass der Gedanke des Wanderns als Zugang zu einer Langsamkeit und Innerlichkeit bei vielen letztlich die Grundlage der Idee ist, auf Pilgerschaft gehen zu wollen. Diese Grundidee kann auf vielerlei Weise Gestalt annehmen.
Die Einen wollen ihre Grenzen austesten, sich selbst auch körperlich mal ganz neu erleben, Andere sehen in der schieren Dauer und im Rhythmus des Gehens eine Chance zur Besinnung, und so Manchen macht die Ahnung, dass es sich bei so einem Pilgerweg um eine fremdartige Erfahrung handelt, bei der man auch scheinbar bekanntes neu und anders wahrnimmt, schlicht neugierig.

Wie oft sind Sie schon an einer alten und für die jeweilige Gegend bedeutenden Kirche vorbeigekommen, hineingegangen?

Was, wenn diese Kirche aus demselben Grund gebaut wurde, aus dem Sie dort vorbeikommen; weil ein Pilgerweg dort entlangführt?

Immernoch handelt es sich weder um die erste noch um die letzte Kirche, die Sie je gesehen haben. Aber als Pilger gehören Sie zu der Gruppe, für die diese Kirche errichtet wurde...

San Anton am Jakobsweg. Eigenes Foto

Man könnte das Pilgern als eine Art slow food des Lebens bezeichnen.

Letztlich sind alle Kirchen für die Menschen errichtet worden; sei es, damit sie hineingehen, oder damit sie sich und ihre Stadt repräsentiert sehen können. Aber im Alltag lassen wie diese Tatsache nur selten so nah an uns heran, dass sie zu unserer eigenen Erfahrung wird.

Auch im Leben müssen wir uns oft auf neue, unbekannte Wege begeben, bauchen wir mal mehr mal weniger Geduld, bis wir auf den nächsten Wegweiser treffen. Auch im Leben gibt es Menschen, die uns nur ein Stück begleiten, die wir aber dennoch nie vergessen werden, und andere, mit denen wir lange zusammen gehen, ohne uns vielleicht gegenseitig besonders wahrzunehmen.
Oft erleben wir viel Schönes, wenn wir einmal die Zeit, die Kraft und den Mut zusammennehmen, uns unseren Mitmenschen zu öffnen und nicht zuletzt auch auf uns selbst zu vertrauen.
So ein Pilgerweg bietet einen Erfahrungsraum, der vor allem Letzteres wirklich erleichtert.

"The Camino has it's own mind." sagen die Jakobuspilger gerne.
Und: "The Camino provides."

Damit ist einerseits nichts neues gesagt: Das Leben läuft nicht immer so wie geplant, ist ein Spruch, den wir auch aus dem Alltag kennen.
Nur, dass er im Alltag nicht so sympathisch klingt.
Und der Spruch: Wo ein Problem ist, findet sich auch die passende Lösung, wirkt oft wenig vertraueneinflößend, ja geradezu sarkastisch auf uns, obwohl er ja doch zutreffend ist.

Die Idee, dass man sich auch dann sicher und geborgen fühlen kann, wenn man gerade nicht in einer komfortablen Lebensituation ist, ist heute vielen Menschen fremd geworden.
In einer Gesellschaft, in der ständig alles zur Diskussion steht, ist das Konzept des Gottvertauens nur noch schwer vermittelbar.
Dass Zuversicht dennoch eine urmenschliche Einstellung ist, kann so ein Pilgerweg auf wunderbare Weise vermitteln.


Aber Moment.
Habe ich mich jetzt im Kreis gedreht?
Gerade diese Zuversicht kann doch auch ein Pilger zwischen buddhistischen Tempeln finden.


Vielleicht haben wir ja in den westlich zivillisierten Ländern inzwischen einen Punkt erreicht, der so weit von unseren christlichen Wurzeln entfernt ist, dass wir uns wieder dafür zu interessieren beginnen.

Ich meine damit nicht, dass eine Neuevangelierung wahrscheinlicher geworden ist, oder, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Kirchen gewinnen würden.
Was ich meine ist folgendes:
Nachdem wir alle christlichen Werte und Traditionen so gründlich abgeschüttelt haben, dass wir für sie nicht einmal mehr das geringste Verständnis aufbringen können, wird einigen von uns klar, dass sie Teil unseres Innersten sind. Dessen, was wir zu befreien gedachten, als wir alles hinter uns ließen, was uns - tatsächlich oder scheinbar - an unserer Selbstverwirklichung hinderte.

Denn ohne Gottvertrauen kann man, gerade dann, wenn man alles in Frage und zur Diskussion stellt, nur schwer leben.