Sonntag, 13. August 2023

Kinder in der Kirche - wer sich darüber ärgert ist kindisch!



Es kommt wohl ab und an vor, dass zwei Erwachsene - durchaus auch solche in betagtem Alter - sich während der Messe leise unterhalten.
Dennoch wird es nur dann als unverzeihlicher Faux-Pas angesehen, wenn Kleinkinder, deren Impulskontrolle dank noch nicht entwickeltem Präfrontalen Kortex eingeschränkt ist, dies tun.
Es kommt wohl ab und an vor, dass ein Erwachsener in der Heiligen Messe extrem falsch und dabei laut mitsingt.
Dennoch wird es nur dann als unverzeihlicher Faux-Pas angesehen, wenn Kleinkinder deren Sprachvermögen und Rhythmusempfinden sich erst entwickeln dies tun.
Es kommt wohl ab und an vor, dass einem Erwachsenen - durchaus auch solchem in
betagtem Alter - mitten in der Messe mit lautem Getöse ein Gesangbuch runterfällt. Dennoch wird es nur dann als unverzeihlicher Faux-Pas angesehen, wenn dies Kleinkindern, deren sensomotorische Fähigkeiten noch nicht entwickelt sind, passiert.
Es kommt wohl ab und an vor, dass Erwachsenen - durchaus auch solchen in betagtem Alter - mitten in der Messe mit mehr oder weniger lautem Geklacker eine Brille oder ein Brillenetui, oder vielleicht auch mal eine Handtasche oder eine Wasserflache runterfällt.
Dennoch wird es nur dann als unverzeihlicher Faux-Pas angesehen, wenn das was da fallend Lärm verursacht, das Spielzeug eines Kleinkindes ist.
Es kommt sogar manchmal vor, dass erwachsene Personen - manchmal sogar
Priester - sich während der Messe nicht beherrschen können und laut zu schimpfen beginnen über Dinge die sie als störend empfinden. Dies ungeachtet der Tatsache, dass die Unterbrechung durch den, der da laut seinem Ärger Luft macht, deutlich lauter und störender ist als der Anlass der Aufregung.
Anlass der Aufregung sind Kleinkinder eigentlich immer, sobald man diese mit in die Messe nimmt. (Es sei denn sie schlafen, und zwar nicht an der Brust der Mama.)
Natürlich ist es lästig, wenn man versucht, sich auf die heiligen Botschaften und Handlungen der Messe zu konzentrieren und dabei von Störgeräuschen unterbrochen bzw. abgelenkt wird.
Ich weiß das, denn seit ich Mama bin, lebe ich damit.
Ja, man stelle sich vor, auch ich möchte am liebsten in Ruhe beten. Möchte während der Messe keinen Streit schlichten, nicht leise flüsternd auf Fragen antworten, nicht Bahn spielen, nicht Kuscheltiere kuscheln, nicht durch die Kirche laufen, mein Kind nicht laut brüllend raustragen und auch nicht stillen.
Ich tue es, wenn, und nur wenn es notwendig ist, damit die Kinder während der Messe halbwegs leise und friedlich bleiben.
Aber da ja alle anderen Messbesucher - oder fast alle - Erwachsene Menschen sind: mit voll entwickeltem Präfrontalen Kortex, vorhandener Impulskontrolle und der Fähigkeit, Störungen auszublenden, sollte das eigentlich kein Problem sein.
Sollte.

In der realen Welt, wie sie nun mal wirklich ist, denken die anderen Erwachsenen in der Kirche, anstatt dass sie ihre Impulse und ihre Konzentrationsfähigkeit kontrollieren, müsse ich mein Kind besser "unter Kontrolle haben".
Und ich muss sagen, ich habe zero Toleranz mehr dafür.
Leute, die meinen, mit unkontrolliertem Gekeife, bösen Blicken und spitzen Bemerkungen dick aufgetragen nach außen kehren zu müssen, dass sie altersgerechtes Benehmen nicht tolerieren wollen, ernten von mir genau das, was sie verdient haben: bodenlose Verachtung.
Wer, obwohl er im Gegensatz zu einem Klein- oder Vorschulkind über einen voll ausgereiften präfrontalen Cortex verfügt, nicht ausreichend Selbstkontrolle
aufbringen kann oder will, um sich trotz kleiner Störungen auf sich selbst und die Heilige Messe zu konzentrieren, der hat sein Recht, selbiges von Kindern einzufordern, verwirkt.
Ich habe die Nase voll von dieser naserümpfenden Doppelmoral, die erst den verzweifelten Kampf der Eltern um Ruhe in der Messe mit Verachtung quittiert und sich dann bei nächster Gelegenheit laut wundert, warum es keinen Nachwuchs in der Gemeinde gibt, keine Familien, keinen, der Dienste übernimmt; warum so viele ausschließlich zu Events wie Hochzeit, Taufe, Erstkommunion und Firmung zur Kirche kommen.
Liebe Leute, ich kenne mindestens 6 Familien mit Kindern die wegen solchen wie euch nicht mehr zur Kirche gehen.
Liebe Leute, wäre es wegen euch, würde diese Kirche weder mich noch meine Kinder je wiedersehen.
Wir sind aber nicht wegen euch da.
Was die seelischen und psychischen Qualen, die kleinen und großen Gehässigkeiten angeht, die man als Eltern so im Zuge des Messbesuches erleben muss, möchte ich zu Protokoll geben, dass diese meiner Erfahrung nach die Konzentration und Versenkung ins Gebet nachhaltiger stören als jeder Kinderquatsch - aber darüber, liebe Leute, wird wohl Gott richten müssen.
Derweil werden sich Eltern weiterhin aufteilen in solche, die deshalb gar nicht mehr kommen und solche die gezielt und unter Inkaufnahme längerer Wege Gemeinden aufsuchen, in denen die Atmosphäre zumindest graduell
freundlicher ist.

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