Freitag, 12. Juni 2015

Joseph Roths Hiob

Gelesen und bedichtet 10-11.05.14

Der Anfang verhalten
Ironisiert durch Distanz.
Wer ist dieser Mendel schon?
Weder sympathisch noch unangenehm.
Seines Schicksals Schwere und erstes Leid
Sind nichtssagend und gewöhnlich.
Würde er laut schreiend, fluchend, leidend stürzen. Verzweifeln.
Würde er laut scherzend, singend, tröstend hoffen. Helfen.
Wäre er besonders schlecht oder besonders gut.
Wäre er freundlich und nicht so unsympathisch wie all meine Nachbarn...
Warum betet er?
Die Gottestreue hängt ihm am Bein wie ein lästiger Klotz.
Zusätzliche Arbeit mehr nicht.
Man weiß nicht wohin sie führt.
Sie hilft nicht.
Man weiß nicht woher sie kommt.
Sie scheint ohne Liebe.
Wie Menuchim.
Erst spät, wenn des Leids Maß voll ist,
Macht sich der Text über ihn nicht mehr lustig.
Verbissene Größe leuchtet aus dem, der doch nur leben wollte.
Wir hatten kein Mitleid mit seinen Kindern.
Wir verachteten die stumpfsinnige Not der Eltern.
Ihre verirrte Entschlusskraft war uns lächerlich, lästig.
Erst als Nachricht kam von Sams Tod
Stockte uns das Herz.
Wir bewunderten den aufrichtigen Tod
Von der Mutter und von Mendels Glauben.
(Sie starb ganz, weil nach dem Ausbleiben der Wunder kein Glaube mehr da war der sterben konnte.)
Der trotzig leidende Mendel rang uns Respekt ab.
Doch erst als sein kranker Sohn kam, gesund,
Weinten wir mit ihm.

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