Freitag, 28. August 2015

Bloggen für Flüchtlinge





Nicht lustig, und zwar nicht im Sinne der bekannten Website, finde ich, wie die Auseinandersetzung um die momentan zugespitzte Situation von Asylbewerbern von Gruppen dominert wird, welche sich selbst als "die Besorgten" verstehen, während sie gleichzeitig mit propagandistischen Argumenten arbeiten und jede sinnvolle Diskussion im Keim ersticken.

Dabei fallen mir mehrere Sachen auf. Am wichtigsten, und in der Auswirkung auf das öffentliche Leben am deutlichsten, scheint mir jedoch  folgendes:
Die Notlage der betroffenen Flüchtlinge gerät aus dem Blick.
Überhört werden die Stimmen derer, die nicht nur nicht finden, dass die Asylbewerber eigentlich gar nicht hier sein sollten, sondern die auch zu spontaner Hilfe bereit sind.

Natürlich ist es wichtig, dass das Flüchtlingsproblem diskutiert wird.
Dazu muss man jedoch erst mal genug Sachlichkeit aufbringen, um anzuerkennen, dass nicht die Anwesenheit von Asylsuchenden an sich ein Problem ist.
Probleme sind organisatorischer Natur: die Anträge der Flüchtlinge müssen bearbeitet werden, gleichzeitig muss man die Leute während der Bearbeitungszeit irgendwo unterbringen.
Sie sind verwaltungstechnischer Natur: für die Bearbeitung der Anträge braucht es Personal, auch Zugänge zu Hilfeleistungen müssen geregelt werden, auch eine Erfassung von Beruf oder Ausbildung wäre sinnvoll.
Außerdem haben die Asylbewerber häufig auch Probleme, die eine psychologischen Betreuung erfordern.
Doch bevor all dies relevant wird ist es erst mal ein humanitäres Problem.

Hilfe ist vonnöten. Umso mehr, da die Menschen, welche destruktives Verhalten beisteuern, bereits laut sind.
Doch auch eine argumentative Auseinandersetzung ist wichtig. Die öffentliche Diskussion zum Thema sollte sachlicher und konstruktiver werden. Medien, die Stimmung machen und Ängste schüren handeln meiner Meinung nach absolut unverantwortlich.

Und dabei scheinen mir manche Dinge so offensichtlich.

Zum Beispiel: Wieso demonstrieren "die Besorgten" eigentlich vor Flüchtlingsheimen?
Offensichtlich geht es hier darum, Menschen einzuschüchtern und eben nicht um den Wunsch nach politischer Problemlösung. Denn sonst müsste man ja vor den zuständigen Ministerien demonstrieren.
(Mal ganz abgesehen davon, dass ein Gedankengang schon sehr kraus sein muss, wenn er es akzeptabel findet, eh schon traumatisierten Menschen Angst machen zu wollen und gleichzeitig glaubt, man könne die Leute dadurch loswerden, während doch ihr Antrag noch läuft.)

Zum Beispiel: Seit wann ist es akzeptabel, Menschen die nichts haben selbst die Notunterkunft im Baumarkt zu neiden?
Asylbewerber erhalten Sachleistungen wie Essen, Unterkunft und Kleidung sowie ein Taschengeld. Der Gesamtwert aller Leistungen beträgt 287 bis 359 € im Monat und liegt damit unter dem, was Hartz-IV Empfänger zusätzlich zur vom Amt gezahlten Miete bekommen.

Zum Beispiel: Ob ein Asylheim in der Nachbarschaft wirklich ein Grund zur Sorge ist, kann man leicht überprüfen. Wenn man skandierend auf der Straße steht, findet man das jedoch nicht heraus.

Helfen kann man mit seiner Stimme, seiner Zeit, mit Sachspenden oder Geld.

Umso erfreulicher finde ich die Initiative Blogger für Flüchtlinge.

Über Betterplace.org werden Spenden gesammelt.

Ehrenamtliche Hilfe ist äußerst wichtig. Wer selbst keine Zeit oder Mittel hat, kann über den obigen Link helfen.
Wer kann und will, wird sogar dabei unterstützt, sein (freies) WG-Zimmer an Flüchtlinge zu vermieten.

Argumentationshilfen gegen Vorurteile gibt es hier und hier.

Sogar die Humboldtuniversität zu Berlin hat sich etwas einfallen lassen, um Flüchtligen zu Integrationsmöglichkeiten zu verhelfen.

Ich bin im Moment in mehrfacher Hinsicht verhindert:
Dank eines Unfalls kann ich nicht irgendwo hingehen, um zu helfen oder Spenden abzugeben.
Dank meines neuen Jobs und mit abweichendem Zahltag ist mein Konto derzeit bis Oberkante Dispolippe überzogen und ich kann also nichts spenden.

Dennoch erlaube ich mir, hiermit zu Hilfeleistungen aller Art aufzurufen.

1 Kommentar:

  1. Dieses Herumgegröhle und Brandsätze werfen ist umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass jeder Zweite der sog. "Besorgten" jemand in der Verwandtschaft oder Bekanntschaft hat, dem es vor 70 Jahren ähnlich erging.
    http://dashoerendeherz.blogspot.de/2015/08/von-fluchtlingbabys-und-der-wut-der.html?m=1

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