Mittwoch, 19. August 2015

Now it gets hard

Vor einiger Zeit ging ein Aufschrei durch die Social-Media-Welt: Cecil der Löwe war ermordet worden. Von einem amrikanischen Zahnarzt. Und das, obwohl doch jeder anständige Mensch weiß, dass Löwen vom Aussterben bedroht sind und geschützt werden müssen. Übel.
Der Shitstorm hatte sich gewaschen. Gleichzeitig fragten sich so manche Simbabwer, wieso von allen Problemen des Landes gerade Cecil die westlichen Medien erobert hatte. War es wegen des tollen Namens?

So ganz nebenbei ging auch der Planned Parenthood Skandal im Sturm unter.

Eine Abtreibungsfirma, ach nein, ...Care Center irgendwas Organisation, verkauft Organe von abgetriebenen Feten. Mitarbeiter diskutieren beim Essen, wie man die Abtreibung so manipulieren kann, dass begehrte Körperteile intakt bleiben.
Öch nö oder?

Meine Lust, sich mit all diesem zu beschäftigen, wird stark beeinträchtigt von dem spontanen Verlangen, mich zum Heulen in eine Ecke zu hocken und nicht mehr raus zu kommen.

Gleichzeitig bringt die Sache - in Kombination mit Cecil - so einiges an die Oberfläche, das ich gern zu bedenken geben möchte.

Zunächst mal. Was zum Teufel hat das eine mit dem anderen zu tun?




Ein meiner Meinung nach brillianter Artikel in der LA Times hebt hervor, dass Tierschützer und Abtreibungsgegner mit denselben Argumenten und emotionalen Grundhaltungen argumentieren.
Bedrohte Tierarten können sich nicht selbst helfen. Wenn ihr Lebensraum bedroht ist sind sie darauf angewiesen, dass Menschen ihr Existenzrecht anerkennen und gegen Angriffe verteidigen.
Feten können sich nicht selbst helfen. Wenn die Frau, in deren Gebärmutter sie leben, in Schwierigkeiten steckt sind sie darauf angewiesen, dass Menschen ihr zu Hilfe kommen und sie richtig informieren, so dass das werdende Leben gerettet werden kann.

Achja, natürlich ist das bei Konfliktschwangerschaften viel problematischer.
Schließlich kann niemand die Frau zwingen, dem Fetus ihren Körper als Lebensraum zur Verfügung zu stellen.
Mich persönlich irritiert diese Aussage jedes Mal.
Was bitte soll das heißen?
Mein Bauch gehört mir und das Kind der Organspendemafia?
Ich möchte Frauen, die durch eine unerwartete Schwangerschaft vor Probleme gestellt werden, nicht verunglimpfen. Doch dieses Argument scheint mir einfach so absurd, dass ich immer wieder neu verblüfft bin, wenn der Zynismus dahinter unbemerkt bleibt. Schließlich könnte das Kind doch dasselbe sagen. Es ist ja kein Körperteil seiner Mutter, sondern ein eigenes menschliches Lebewesen. Selbst die Plazenta, mit der es über die Nabelschnur verbunden ist, besteht aus Fetalem und mütterlchem Gewebe und ist nicht einfach nur ein Teil des mütterlichen Uterus, sondern eine Art Nahtstelle zwischen beiden Körpern.

Und: Wer sagt eigentlich, dass es für Einheimische betroffener Regionen einfacher ist, auf Naturschutz Rücksicht zu nehmen, als es für eine Mutter in einem westlichen Land wäre, eine Lösung für eine Konfliktschwangerschaft zu finden, bei der das Leben des Kindes nicht geopfert werden muss?
Frauenhäuser, Möglichkeiten zur anonymen Geburt, ein Adoptionsrechtssystem, Babyklappen. Psychologische Beratung und Beistand während einer Problemschwangerschaft sowie Hilfe bei z.B. Wochenbettdepressionen sind nicht schwerer zu organisieren als ein Beratungsgespräch und eine Abtreibung.
Ich bezweifle, dass es für Wilderer immer leichter ist, andere Einkommensquellen aufzutun.

Zugegebenermaßen verfüge ich nicht über detaillierte Kentnisse zum Thema der Ursachen illegalen Raubbaus an der Natur in Entwicklungsländern.
Ich denke jedoch, man kann gar nicht oft genug betonen, dass es in den meisten Ländern der sogenannten westlichen Welt genug Alternativen zur Abtreibung gibt. Sei es der Zugang zu Verhütungsmitteln aller Art, Begleitung einer schwierigen Schwangerschaft oder eine Versorgung im Sinne von anonymer Geburt mit Freigabe des Kindes zur Adoption.

Achja, natürlich ist es leichter, das Problem zu lösen bevor ein Kind daraus wird.
Nach der Befruchtung heißt das entstandene Lebewesen zunächst Zygote, dann Morula, Blastocyste, schließlich Embryo und im letzten Entwicklungsstadium Fötus. Doch zu jedem Zeitpunkt der Entwicklung ist es ein menschliches Wesen, dessen Chromosomenzahl und -Art es nicht nur als seiner Spezies und einem bestimmten biologischen Geschlecht zugehörig, sondern auch als mit seinen Eltern verwandt definieren.
Das Geschlecht ist etwa ab der 15. Woche sichtbar, ab der 18. Woche schluckt der Fötus Fruchtwasser, nur eine Woche weiter bewegt er sich wahrnehmbar und auch die Herztöne sind bereits stark genug, um hörbar zu werden.

Doch sollte es hier wirklich um die menschliche Gestalt gehen?
Was genau ist denn diese menschliche Gestalt?
Kann man die verlieren, z.B. durch einen entstellenden Unfall mit großflächigen Verbrennungen im Gesicht? Oder wenn man im Alter einen Buckel bekommt?
Gehört da ein bestimmtes Denk- und Artikulationsvermögen dazu? Wie niedrig muss ein IQ sein, damit die betreffende Person kein Mensch mehr ist?

Entweder der Mensch ist Mensch, weil er Mensch ist, oder er ist nichts.

Doch lassen wir doch die Abtreibungsbefürworter selbst sprechen: Was ist denn also das, was nach einer Abtreibung übrig bleibt?

Wie jetzt?
Es ist menschlich genug, um für die Forschung von Interesse zu sein?

Aha.
Mann kann also menschliches Material davon gewinnen... Aber es hat keine Menschenrechte, bzw. kein Recht auf Leben als Mensch. Klar.

Wie genau kann man das (begrifflich) fassen?



Wie jetzt?
Es ist ein Junge?

Ich dachte, es gibt sowas wie Kinderrechte... Und die würden für Jungen jeden Alters gelten, ebenso wie für Mädchen?

Übrigens definiert die UN Kinderrechtskonvention, dass "jeder Mensch, der das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat" ein Kind ist.
Von einer Einschränkung nach unten steht da nichts. Weder "nach der Geburt" noch "ab der [xy-sten] Woche nach der Empfängnis".
In Artikel 6 ist dagegen zu Lesen, dass jedes Kind ein Recht auf Leben hat.

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