Dienstag, 26. Dezember 2017

Er lag in der Krippe doch seine Herrlichkeit erfüllte das All

... dieser Satz aus dem Stundenbuch ist mir schon vor Jahren beim ersten Lesen nachgegangen. Er hat sich mir eingeprägt, auch heute, wo ich nicht mehr so häufig zum Stundengebet komme bewege ich ihn oft in Kopf und Herz hin und her.

Weihnachten ist für viele Menschen ein Anlass einen Gottesdienst zu besuchen, obwohl sie sonst eher nicht in die Kirche gehen.
Damit ist eine Weinachtspredigt für einen Priester eine anspruchsvolle Sache. Und dass, obwohl die vielen zusätzlichen Messen und Anlässe die auf die normalen Aufgaben des Priesters obendrauf kommen die Weihnachtszeit besonders für Geistliche oft sehr anstrendend macht.

Was soll man den Leuten predigen, die sich von der Christmette oder dem Hochamt am 25.12. eigentlich nur eine erhebende Dekoration ihrer weihnachtlichen Feierlaune erhoffen?
Man möchte ja, dass diese Menschen doch etwas begreifen von dem unglaublichen Geschehen welches Weihnachten feiert. Dem Geschehen, dass uns errettet, ergreift, herausfordert. Dem Geschehen, mit dem es sich gemütlich zu machen eigentlich gar nicht leicht ist; zumindest nicht, wenn man es ernst nimmt.
Man möchte ja, dass die Menschen doch auch wiederkommen. Vielleicht sogar einfach mal an einem normalen Sonntag. Aber auf jeden Fall möchte man verhindern, dass sie die Messe im nächsten Jahr aus ihrem Weihnachtsprogramm streichen.

Kann man diese Ansinnen alle in einer Predigt beachten? Oder ist es vorprogrammiert, dass man dann ausweicht und lieber eine Predigt hält die auch die Weihnachtsansprache den Bundespräsidenten sein könnte; sich also einfach einreiht in die vielen Redner die Weihnachten als Anlass für einen Aufruf zu mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander, mehr Herzenswärme ... nutzen?
Vielleicht ist es in unserer Zeit auch normal, dass man auf solche Antworten kommt, wenn man sich fragt: Weshalb ist Gott Mensch geworden? Wir sind es einfach gewohnt, alles unter dem Aspekt der Nützlichkeit zu betrachten.

Aber:
Gott IST Mensch geworden.
Ob wir eine Idee haben, warum er das gemacht hat und wozu uns das vielleicht aufrufen will ist dafür eigentlich irrelevant.
Es ist eine Realität, der wir nicht gleichgültig gegenüberstehen können, die sich aber auch nicht so einfach auflösen lässt wie uns die Botschaften von "christlichen Werten" an Weihnachten glauben machen.

Er lag in der Krippe. Er, dessen Herrlichkeit das All erfüllt.
Er lag in der Krippe und war und blieb dennoch der, von dessen Herrlichkeit das All erfüllt ist.
Gott ist auf die Welt gekommen und hat uns erlöst. Er hat die Welt zu einem Ort gemacht, an dem Gott wohnt.
Zuerst in Maria, die der erste Tabernakel der Geschichte ist; das erste irdische Gefäß, das Gott in seiner ganzen Herrlichkeit beherbergt.
Durch ihr JA wollte Gott physisch Gestalt annehmen und auf der Erde verweilen.
Wir wollen daran denken, dass die Krippe die wir betrachten dem Tabernakel verwandt ist.
 Jene Krippe in die das Kind Jesus von seiner Mutter gebettet wurde, das Kind in der Krippe der Gott der das All erfüllt; - sie war der zweite Tabernakel und der erste von Menschenhand gefertigte Gegenstand seit der Bundeslade, in dem Gott Wohnung nahm.
Die Behausungen in denen Jesus in seinem Erdenleben verweilte hatten alle eines gemeinsam was in der Krippe auf sehr schöne Weise vorausgedeutet ist: sie waren nicht von Dauer.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott in die Welt kam um sein Werk zu tun und sie dann wieder zu verlassen.
Zu den Aposteln sagt er: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."
In der Eucharistie ist er, dessen Herrlichkeit das All erfüllt, bis heute gleichzeitig in armseligen irdischen Gefäßen gegenwärtig. So wie damals, als er in der Krippe lag.
Wie in Maria will er auch in uns Wohnung nehmen, damit wir als lebendige Tabernakel seine Herrlichkeit in die Welt tragen.
Er ist in der Welt aber nicht von der Welt. Und so sollen auch wir leben; in der Welt aber nicht von der Welt.

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Sie wachsen so schnell

"Sie werden ja so schnell groß!"
Diese Aussage, mit einer auf ganz eigene Art verklärenden und zugleich wehmütigen Betonung, hört man oft von Frauen die das Kind bestaunen. Meist sind es Frauen die selbst schon Großeltern sind oder aber Kinder in dem entsprechenden Alter haben, so dass sie zumindest schon Oma sein könnten.

Man weiß zwar was gemeint ist und irgendwie ahnt man schon, dass da irgendwo weiter hinten solche Sachen wie nicht mehr vor der Schule geküsst werden wollen, lieber ohne Eltern Geburtstag feiern wollen und zuerst alleine Urlaub machen und dann alleine wohnen wollen drohen...
Aber man kann es sich dennoch nicht vorstellen inwieweit diese Bemerkung schon jetzt angemessen sein soll.

Bis. Ja bis. ... Heute.

Meine Tochter wird in dieser Nacht zum zweiten Mal in unserem gemeinsamen Leben nicht auf meinem Brustkorb sondern in ihrem Beistellbettchen schlafen.

Seit sie da war hat sie zuerst den ganzen Tag, dann die meiste Zeit des Tages und schließlich mindestens noch die Nächte so verbracht: auf mir, das Köpfchen leicht oberhalb meiner Brüste ruhend, die Arme mal neben Gesicht und Hinterkopf mal über meine Brüste herabhängend, die Beine angehockt auf meinem Bauch. Warm und zart schlief sie auf mir und ich schlief halb aufgesetzt auf dem Rücken in den ein ganzer Stapel Kissen gestopft war.



Nun ist sie schon 5 Zentimeter gewachsen und etwa 2000 Gramm schwerer geworden und dieser Unterschied reicht aus, um dafür zu sorgen, dass die Schwerkraft mehr Einfluss auf sie hat. So rutschte sie immer mal etwas nach unten oder zur Seite und wenn sie ihren Kopf lieber ganz auf meine linke oder rechte Brust legen wollte dann reichte die Unwucht, um sie von mir runterkullern zu lassen.
Was noch ging, da sie auf mir einfach so ruhig und friedlich geschlafen hat. Wenn sie dann im Aufwachen sich zu bewegen anfing so weckte sie mich gleich damit.
Aber schließlich reichen jetzt auch die kleinen Bewegungen die sie im Schlaf macht, um sie von mir runterrutschen zu lassen.

So kam es, dass sie gestern im Morgengrauen, ich war halb wach, von mir runter kullerte.
An sich überhaupt nicht schlimm; auf der einen Seite ist das Beistellbett und auf der anderen geht das Ehebett weiter. Wenn ich nicht eine reflexartige Bewegung gemacht hätte um sie aufzufangen. Diese ließ meinem Arm zwar nicht fix genug vorschnellen um zwischen meiner Tochter und dem Bett zu landen, wohl aber ruckartig genug um sie recht kräftig mit dem Ellenbogen am Kopf zu stoßen.

Wie anrührend es ist, wenn das kleine Wesen sofort aufhört zu schreien und ganz ruhig und zufrieden wird sobald du es in deinen Armen birgst um es zu trösten!

Wir waren natürlich beim Kinderarzt - es ist alles in Ordnung, keine Beule, keine Gehirnerschütterung, nur der Schreck...

Nun also war klar: ab jetzt schläft sie in ihrem Beistellbettchen.

Am Abend war ich ganz darauf konzentriert, sie dazu zu bringen, das Bettchen anzunehmen. Hintragen, sanftestes Ablegen, wieder aufnehmen, noch mal Fläschchen geben bis die kleinen Augen wieder zufallen, dann ganz ganz langsam das Kind so drehen, dass ich es wieder ablegen kann und sie noch langsamer auf die Matratze betten. Meine Hand unter ihrem Kopf lassen. Langsam die Hand wegziehen. Vorsichtig ihre Ärmchen durch den Schlafsack fädeln und den Reißverschluss desselben schließen. Sehen wie ich mich möglichst nahe zu ihr hin legen kann und noch mal meine Hand auf ihrer Brust ruhen lassen damit sie merkt, dass ich da bin.

Aber in der Nacht, als ich sie nach dem Füttern wieder so gegen meine Brust hielt wie ich sie auch sonst trage und sie sich mit einem kleinen Seufzer ankuschelte und merklich in einen noch etwas tieferen Schlaf fiel...

Da stand ich dann doch vor dem Beistellbettchen und vergoss eine Träne.

Sie werden ja so schnell groß!

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Wenn das Kind schläft

In einer Facebook Gruppe für Mamas die diesen Herbst entbunden haben postete eine junge Frau ein Meme folgenden Inhalts:

"Du kannst ja schlafen wenn das Kind schläft." - Ja klar. Und ich esse wenn das Kind isst, koche wenn das Kind kocht, dusche wenn das Kind duscht und kaufe ein wenn das Kind einkauft.

Meine Tochter hat im Moment damit zu kämpfen, dass einerseits das kleine Verdauungssystem noch lange nicht ausgereift ist und andererseits Milch von Natur aus zur Schaumbildung neigt.
Auch erwitert sich ihr Blickfeld in der fünften Lebenswoche von 30 auf 75 Zentimeter und ihr Sehen wird schärfer und kontrastreicher, so dass sie die Welt ganz neu erfährt und entsprechend viel zu verarbeiten hat.

Aber wenn ich immerzu innerlich umgetrieben werde von all dem was ich noch tun muss - oder gerne tun würde denn beides fällt natürlich nicht immer zusammen - übertrage ich zusätzlich meine Unruhe auf das kleine Wesen, das weder Zeit noch Ort kennt sondern nur den Augenblick.

Stattdessen sollte ich wohl von dir lernen meine Kleine; lernen, ganz da zu sein und sonst nichts. Das ist es wohl was die Großem mühsam einüben müssen und was man Gebet nennt oder was zumindest einen Großteil dessen ausmacht was Gebet soll. Leben im Jetzt und Hier und sich vor Gottes Angesicht wissen.
Denn bevor wir dich erziehen erziehst du uns und bevor du anfangen musst zu lernen lernen wir von dir.

Ich habe vor der Geburt meines Kindes schon gewusst, dass es Quatsch ist, ein Baby z.B. zum Schlafen oder Durchschlafen erziehen zu wollen oder zu festen Essenszeiten. Ein Baby braucht die Nähe seiner Eltern, nur ein Ort wo es sie sehen, ihren Atem und Herzschlag hören und ihre Nähe spüren kann ist ein guter Ort. Ein Baby hat einen winzig kleinen Magen und Muttermilch ist schnell verdaut. Ein Baby besitzt überhaupt nicht die kognitive Fähigkeit, etwas "nur aus Jux" zu wollen was es eigentlich gar nicht braucht. All seine Bedürfnisse sind echt - und dringend.
Was ich nicht wusste war z.B., dass Babys bis zum Alter von sechs Monaten überhaupt keine Tiefschlafphase haben, da ihr kleines Gehirn darauf programmiert ist, ständig zu überwachen, dass es nicht allein gelassen wird.

Ich kann auch mal eine halbe Stunde später essen, du nicht.
Ich kann alleine einschlafen und fühle mich meist sicher ohne dem erst nachspüren zu müssen, du nicht.

Mein Kind.
Werde klar im Glauben.
Froh in der Hoffnung.
Fest in der Liebe.