Tja, liebe Leser: Bevor
ich mit der Schilderung der kulinarischen Höhepunkte der letzten
sieben Tage beginne, muss ich erst mal noch ein Foto von letzterWoche nachliefern. Es ist ja eine gute, von Simcha Fisher übernommene
Tradition, das Essen, das es am Erscheinungstag der Kolumne
geben soll, lediglich vage anzukündigen – was u.a. auch den
Vorteil hat, dass die Kolumne schon vor dem Abendessen online
gehen kann. Nun gab es aber ausgerechnet letzten Mittwoch das
zumindest optisch opulenteste Essen der ganzen Woche:
Im Ofen gebackene
Hähnchenkeulen mit Gemüse, dazu Couscous. Man muss dazu sagen, dass
die Hähnchenkeulen eine halbe Ewigkeit brauchten, um richtig
durchzugaren. Aber bis dahin hielten wir uns am Couscous schadlos.
Donnerstag: Rostbratwürstchen mit
Couscous
Die
Impfskeptiker unter den Lesern dieses Blogs mögen kurz mal die Augen
zumachen: Wir haben's getan, wir haben unser Baby impfen lassen. Und
zwar gegen allen Scheiß. Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten,
Kinderlähmung, Rota-Viren und noch irgendwas. Der Arzt bereitete uns
darauf vor, dass die Kleine am Abend wahrscheinlich Fieber bekommen
werde; das sei normal und werde am nächsten Tag überstanden sein.
Tatsächlich hielten sich ihre Beschwerden jedoch in sehr engen
Grenzen, und das war auch gut so, denn ich musste am späten
Nachmittag bzw. frühen Abend weg, um mich in der Kirche um den Abbau
des Weihnachtsbaums zu kümmern. Ich hatte ja bereits angedeutet,
dass das innerhalb der Gemeinde ein ziemlich heikles Thema war; das
wäre wohl, wenn ich mal dazu komme, einen separaten Artikel auf
„Huhn meets Ei“ wert. Die Kurzfassung lautet jedenfalls:
Der Baum-Abbau gelang gut und ging schneller als gedacht, und als ich
wieder nach Hause kam, gab es als schnelles Abendessen Würstchen aus
der Pfanne mit Couscous vom Vortag.
Freitag: nur
Knabberkram
Mit
Einkäufen fürs Wochenende, einem Trip zur Zentral- und
Landesbibliothek zwecks Abholung diverser Fernleihbestellungen (ich
liebe Fernleihe!) und allgemeiner Babybetüdelung (es soll ja
angeblich Väter geben, die sich nicht mal für zwanzig Minuten am
Tag die Zeit nehmen, ihrem schlafenden Kind beim Atmen zuzusehen. Die
wissen gar nicht, was ihnen entgeht!) ging der Tag schnell rum, und
für den Abend standen mehrere Alternativpläne zur Wahl: Anbetung
und Abendmesse in „unserer“ Kirche (7 Minuten die Straße
runter), dann zu Hause essen; Anbetung und Abendmesse in einer
anderen Kirchengemeinde und dort dann anschließend zum „Kreis
junger Erwachsener“ (wo wir seit vorletztem Herbst recht
regelmäßig hingegangen waren, in jüngster Zeit aber, wegen des
Babys, seltener); oder erst was essen und dann zu einem recht
vielversprechenden Chorkonzert in einer evangelischen Kirche im
Wedding. Für Suse stand außerdem noch die Alternative im Raum,
einfach mit dem Baby zu Hause zu bleiben, in welchem Falle ich
mir auch noch mal überlegt hätte, ob ich Lust habe, allein
loszuziehen. Schließlich einigten wir uns aber auf den Kreis
junger Erwachsener – was, wie uns auf dem Weg dorthin bewusst
wurde, bedeutete, dass wir an diesem Tag kein warmes Abendessen
bekamen. Beim KJE gibt’s immer nur Knabberkram. „Wir
sollten mal den Vorschlag machen, in Zukunft lieber eine Pizza zu
bestellen“, merkte Suse an. (Oder, noch besser, etwas kochen?
Küche wäre vorhanden.)
Wie
dem auch sei: Der Weg durch die halbe Stadt lohnte sich. Anbetung und
Messe waren sehr schön, und der Diakon hielt eine durch ihre
fragmentarisch und improvisiert wirkende Form irritierende, aber –
vielleicht nicht zuletzt auch dadurch – sehr anregende
Predigt. Beim KJE-Treffen gab es diesmal kein vorgegebenes
Thema, sondern jeder durfte und sollte seine persönlichen
Glaubensfragen und -anliegen in die Runde werfen. Ich war diesem
Konzept gegenüber von vornherein skeptisch gewesen und hatte schon
vor dem Aufbruch zu Suse gesagt: „So kann man nicht sinnvoll
Katechese betreiben.“ Der Diskussionsverlauf bestätigte meine
Bedenken zunächst. Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Freunde: Die
katechetische Bildung hierzulande ist ein Trauerspiel. In der
Gesprächsrunde konnte man den Eindruck gewinnen, jeder der
anwesenden jungen Erwachsenen (durchweg überdurchschnittlich
kirchennahe junge Erwachsene, sonst wären sie kaum in dieser
Gruppe) habe hier und da ein paar Bruchstücke der kirchlichen Lehre
verstanden, und diese Stücke passen allesamt nicht zusammen. (Das
soll nicht besserwisserisch klingen. Ich selbst hatte zwar eine
vergleichsweise ziemlich gute Firmkatechese, musste aber trotzdem
Jahre später nach und nach feststellen, was ich so alles nicht
gelernt hatte, und habe trotz aller Bemühungen, diese Defizite
aufzuarbeiten, zweifellos auch heute noch erhebliche Bildungslücken
in diesem Bereich.) Der Kaplan, der die Diskussion leitete, war
leider auch keine große Hilfe. Ein bezeichnendes Beispiel: Eine
junge Dame aus dem Kreis hatte eine komplexe Frage zur
Heilsnotwendigkeit der Kirche und zur Apokatastasis, und
nachdem so ziemlich jeder aus der Runde etwas dazu gesagt hatte und
sich daraus ein eher verworrenes Bild ergab, fragte ich den Kaplan:
„Haben wir einen Katechismus hier?“ Er blockte diesen
Klärungsversuch jedoch ab, weil er darin den Versuch sah, mittels
eines Autoritätsarguments die Diskussion abzuwürgen. Daraufhin
wurde ich prompt etwas unwirsch. „Sind wir nur hier, damit jeder
mal darüber reden kann, wie er sich fühlt, oder wollen wir
hier was lernen?“, blaffte ich.
Mein
Lieblingsmoment in der Debatte kam, als die Fragestellerin daraufhin
wissen wollte, ob es denn nun eine lehramtliche Aussage zu ihrer
Frage gebe oder nicht. Ich bejahte, und sie erwiderte: „Dann
sollten wir vielleicht wirklich mal in den Katechismus gucken.“
Samstag: Gebratene
Gnocchi mit Hähnchenbruststreifen und Paprika
Eigentlich
hätte es Brokkolisuppe geben sollen. Wir hatten nämlich noch
Brokkoli, der langsam mal verbraucht werden musste. Aber als der
Abend nahte, stellte Suse fest, dass sie keine Lust auf Suppe hatte.
„Wir können die Suppe ja schon mal vorbereiten und bis morgen
kaltstellen“, schlug sie vor. „Oder bis Montag, dann können wir
noch einen Becher Sahne zum Verfeinern kaufen.“ Ich war
einverstanden. Aber erst mal hatte Suse einen Einsatz als
Lebensmittelretterin – in einer nahen Bäckerei. Danach stand –
während der Brokkoli vor sich hin dünstete – kurzzeitig die
Option im Raum, Sushi zu bestellen, aber dann hatte Suse eine andere
Idee: Sie briet Gnocchi zusammen mit Hähnchenbruststreifen und
Paprika in der Pfanne an, fügte Pesto und Parmesan hinzu, und fertig
war ein leckeres Abendessen.
Um
die Gnocchi wenigstens teilweise knusprig zu bekommen, war es
notwendig, sie ein bisschen am Pfannenboden anbrennen zu lassen. Die
Pfanne sah danach schlimm aus. Aber mit einigen Tagen Abstand kann
ich zu Protokoll geben: Wir haben sie wieder sauber gekriegt!
Sonntag: Gulasch mit
Kartoffel- und Semmelknödeln
Am
Abend zuvor hatte das Baby uns (und damit auch sich selbst) ziemlich
lange wach gehalten, und so stand es an diesem Sonntagmorgen durchaus
ein bisschen auf der Kippe, ob wir es pünktlich zur Kirche schaffen
würden. Okay, für den Notfall hätte es noch eine Abendmesse
gegeben; aber schließlich trafen wir doch noch während des
Einzugslieds in der Kirche ein, und im Anschluss an die Messe fand
der monatliche, von der Kolpingsfamilie organisierte „Sonntagstreff“
statt – gemütliches Beisammensein bei Kaffee, Kuchen, belegten
Brötchen und Suppe. Ewig lange konnten wir dort allerdings nicht
verweilen, da sich ab mittags ein paar Leutchen bei uns angekündigt
hatten, die einige der am Vortag aus der Bäckerei geretteten Brote
und Brötchen abholen wollten. Und am Nachmittag kamen einmal mehr
die Omas zum Baby-Angucken vorbei – aber nur kurz. Zum Abendessen
waren wir wieder allein. Es gab Gulasch aus der Dose und dazu zwei
Sorten Fertigknödel, die nur in der Soße erhitzt werden mussten.
Im
Laufe der Zubereitung äußerte Suse Zweifel an den
Mengenverhältnissen; schließlich zeigte sich, dass Knödel und Soße
von der Menge her perfekt zusammen passten, nur das Fleisch musste
man mit der Lupe suchen. Von der Gesamtmenge her war es allerdings
deutlich mehr als genug.
Montag:
Brokkolicremesuppe
„Die
Suppe sieht deshalb so bräunlich aus, weil die Brokkolistrünke
karamellisiert sind.“
„Du
meinst angebrannt.“
„KARAMELLISIERT!“
(Schmeckte
übrigens wirklich gut.)
Dienstag: Sushi
Gegen
Mittag hatte Suse mal wieder einen Foodsaving-Einsatz im
Biomarkt, daher wurde die Entscheidung darüber, was es zum
Abendessen geben sollte, vorerst zurückgestellt: Es hätte ja sein
können, dass die im Biomarkt geretteten Lebensmittel hier ein
gewichtiges Wort mitzureden haben würden. Das war aber nicht der
Fall: Suse brachte lediglich Brot, Brötchen und etwas
Ziegenfrischkäse mit nach Hause.
So
richtig Lust zu kochen hatte Suse daraufhin nicht, und da endlich der
Elterngeld-Bescheid angekommen war und ich zudem in absehbarer Zeit
das Honorar für eine Buchübersetzung erwarte, sagten wir uns:
Gönnen wir uns mal ein bisschen Luxus und bestellen Sushi.
Ausgezeichnet.
Mittwoch: Fisch mit
Spinat und irgendeiner Sättigungsbeilage
Kartoffeln
haben wir noch da, für Reis müsste ich noch mal raus, und es
schneit draußen. Hmmm.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen