Lieber Kai!
Hier
schreibt dein Hasi.
Weil ich
dich ganz doll vermisse will ich dir wenigstens einen Brief schicken. Bestimmt
geht es dir auch so.
Wir haben ja
eine tolle Abenteuerreise gehabt! Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so große
Schiffe gibt!
Ich habe so
viele bunte Bilder in meinem kleinen Kopf gehabt. Da habe ich gar nicht
gemerkt, wie ihr am Terminal Steinwerder in das Auto gestiegen seid. Die ganze
Zeit habe ich mir noch die großen Schiffe angeschaut. Dann wurde es Abend und
plötzlich fiel mir auf, dass ich ganz alleine war. Ich habe einen mächtigen
Schreck bekommen.
„Oje“,
dachte ich mir, „wer soll denn jetzt auf meinen Kai aufpassen?“
Außerdem ist
mir auch ein bisschen kalt geworden.
Mir wurde
recht bange zumute. Dann kam ein Mann auf den Parkplatz.
„Hallo wer
bist du denn?“ Hat er gesagt. Ich konnte bloß nicht antworten, sonst hätte ich
ihn gleich gefragt, ob er dich gesehen hat. „Dich wird wohl jemand verloren
haben.“
Bis jetzt
hatte ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Aber der Mann hatte
Recht! Du wärst sonst bestimmt nicht ohne mich losgegangen.
„Nu sei man
nich traurig“, brummte der Mann. „Kannst ja mit auf meine Runde kommen, dann
bist du nicht so allein.“ Ich war unsicher. „Was, wenn Kai mich suchen
kommt und ich dann nicht mehr da bin?“ Dachte ich. Aber inzwischen war es ganz
dunkel. Ich gebe es ja nicht gerne zu, aber ich bekam ein bisschen Angst. Hier
draußen so alleine zu bleiben, das wollte ich nicht.
Der Mann
nahm mich mit und wir gingen um den ganzen Hafen rum. Ich konnte die vielen
Schiffe aus der Nähe ansehen. Große Frachter gab es da, die sahen sehr
geheimnisvoll aus so im Licht von Laternen.
„Nu komm
man.“ Sagte der Mann. „Das Fundbüro hat heute schon geschlossen. Außerdem ist
es bei mir zu Hause nicht so
langweilig.“ Ich fand den Mann ganz nett und irgendwie kam er mir ein bisschen
einsam vor. „Vielleicht hat er überhaupt keinen kleinen Freund der auf ihn
aufpasst“, dachte ich.
Wir sind
ganz schön lange durch Hamburg gefahren und es war sehr aufregend. So viele
Straßen und bunte Lichter! Bei dem Mann zu Hause gab es Pizza und ich musste
sofort wieder an dich denken.
Der Mann hat
mich auf ein gemütliches Kissen gesetzt und mir eine Kuscheldecke gegeben.
Das ist
jetzt schon zwei Tage her.
Der Mann hat
mir erklärt, dass das Fundbüro am Wochenende zu hat.
„Ich nehm
dich mit zur Arbeit,“ hat er gesagt, „damit du dein Zuhause nicht so doll
vermisst.“ Der Mann muss nämlich auch am Wochenende bei den Frachtschiffen
helfen. Es war sehr spannend. Am besten hat mir das Fahren auf dem Gabelstapler
gefallen.
Lieber Kai,
wenn du das hier liest, bin ich vielleicht schon auf dem Weg zum Fundbüro. Ich
weiß nicht so genau, wie ich zu dir zurückkommen kann. Der Mann ist sehr lieb.
Er hat gesagt, wenn sich keiner meldet, darf ich bei ihm wohnen und immer mit
auf dem Gabelstapler fahren. Er hat auch nette Kollegen, die haben gelacht und
mich am Ohr gekrault.
Vielleicht
solltest du dir jemanden suchen, der auf dich aufpassen kann bis ich wieder da
bin. Bei dem Gedanken, dass du ganz alleine bist ist mir gar nicht wohl.
Liebe Grüße
sendet dein Hasi!
Bild: wikimedia commons |
(Namen geändert.)